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Deutsche Rundschau.
Schluß zu bringen, verlor er zuletzt alles Urtheil und jede ruhige Ueberlegung Er wollte zu Ebba, diese Stunde noch, und dann wollt' er mit ihr vor du Prinzessin treten und Alles bekennen und erst ihre Verzeihung und dann ihn Zustimmung anrusen. Und ihr auch sagen, daß Christine selbst bereits in diesen Sinne geschrieben oder wenigstens Andeutungen gemacht habe. Von einem Widerstande drüben in Holkenäs könne keine Rede sein, die Trennung sei so gut wi> da, nur noch eine Formalität, und er bäte sie, den Schritt, den er vorhabe, gw heißen und sein Verhältniß zu Ebba als eine vorläufige Verlobung ansehen zr wollen.
Er sühlte sich wie erleichtert, als dieser Plan in ihm seststand; Ebba sollt« diese Stunde noch davon hören; er sah kein Hinderniß oder übersprang jedes in seinen Gedanken.
Es schlug zwei vom Rathhausthurm, als er sich nach dem Palais ans der Weg machte. Zwei-, dreimal sah er sich aufgehalten, weil ihm Bekannte begegneten, die von der Gefahr, der er wie durch ein Wunder entronnen sei, gehört hatten; Holk stand ihnen auch Rede, brach aber jedesmal rasch ab, sich mü „Dienst" bei der Prinzessin entschuldigend.
Ebba wohnte im Palais selbst, über den Zimmern der Prinzessin. Holl zog die Glocke; Niemand kam. Endlich erschien Karin. Aber was sie sagte, konnte Holk in seiner gegenwärtigen Stimmung, in der Alles nach raschem Abschluß drängte, wenig befriedigen. Er hörte nur, daß das Fräulein, nach mehrstündigem Fieber, eben eingeschlafen sei und nicht geweckt werden dürfe. „Sr werd' ich wieder ansragen. Und vergessen Sie nicht, Karin, dem Fräulein zn sagen, daß ich da war und Nachfragen wollte." Karin versprach Alles und lächelte. Sie hatte keine Vorstellung von dem, was in Holk's Seele vorging, und sah nichts Anderes in ihm als den stürmischen Liebhaber, der nach neuen Zärtlichkeiten dürstete.
Holk stieg die Treppe langsam hinab, und erst als er den langen Gang passirte, daran die Zimmer der Prinzessin gelegen waren, entsann er sich, Alles, was das pslichtmäßig Nächstliegende für ihn gewesen wäre, versäumt zu haben. Aber war es das Nächstliegende? Für ihn gewiß nicht. Für ihn war der Gesundheitszustand der Prinzessin in seiner gegenwärtigen Stimmung so gut wie gleichgültig, für ihn war sie nur noch dazu da, den Segen zu spenden und ihn und Ebba glücklich zu machen. Und mit einem Male (denn daß Ebba dieselben Gedanken habe, stand ihm fest) kam ihm das Verlangen, sich schon heute Gewißheit über das „Ja" der Prinzessin verschaffen zu wollen. Und so trat er in eins der Vorzimmer und erfuhr hier von der diensthabenden Kammerfrau, daß Königliche Hoheit das Bett hüte. Neue Verstimmung. Wenn die Prinzessin das Bett hütete, so konnte von Entscheidung, was ihm gleichbedeutend mit Gutheißung war, natürlich keine Rede sein. Wie lästig; nichts ging nach Wunsch. Pentz und Erichsen waren im Nebenzimmer, aber er mochte sie nicht sehen und brach rasch auf, um erst einen Spaziergang nach der Citadelle zu machen und schließlich eine Stunde lang in der Ostergaade zu flaniren. Um fünf war er wieder im Palais oben und fragte zum zweiten Male nach Ebba. „Der Doctor sei da gewesen," hieß es „und habe Zweierlei verordnet: eine Medicin und eine