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Deutsche Rundschau.

einem Edmund Burke oder sonst einem „stieüler kor xreeoäeutJ als einem Abbo Sieyss oder anderen Versassungsmachern.

III.

Einmal freilich ist auch an dieses Staatswesen die Nöthigung herangetreten, einen gewaltigen Neubau aufzusühren. Allein es ist dies ganz eigentlich eine jener Ausnahmen, welche die Geltung einer Regel bekräftigen. War doch jene Nothwendig- keit ganz und gar durch das Verlangen bedingt, neue Bedürfnisse mit alten Gefühlen zu versöhnen. Hätte man die letzteren mißachten oder ihnen volle Befriedigung versagen wollen, es hätte nimmermehr des staunenswerthen Aufwandes kunst­reichen Scharfsinns bedurft, welcher Kleisthenes zu einem Staatskünstler allerersten Ranges erhoben hat. Doch ehe wir das Werk des größten athenischen Staatsmanns würdigen können, welches die Wirren der folonisch-pisistrateischen Epoche abschloß und die Triumphe der Perserkriege vorbereiten half, muß ich mir eine kurze Betrachtung allgemeiner Art erlauben.

Der antike Mensch begriff und empfand den Staatsverband nur als einen erweiterten Familienverband. Seine Grundlage war die Blutsgemeinschaft, seine Krönung der Schutz gemeinsam verehrter Götter. Wo wirkliche Verwandtschaft nicht vorhanden oder nicht glaubhaft war, da spendete die Nährmutter alles primitiven mit Dauer vereinbaren Fortschritts, die Fiction, ihren segens­reichen Beistand. Man that dergleichen, als besäße man gemeinsame Ahnen, man opferte und betete an denselben Altären, wie es den Gliedern einer Sippe ziemt. Je umfassender solch ein Gesamtverband war, um so reicher mußte er innerlich ausgestaltet und gegliedert sein. Ein System concentrischer Kreise — das Hauswesen, das Geschlecht, die Brüderschaft, der Stamm — umschloß den Einzelnen und knüpfte ihn an das Staatsganze. Nur innerhalb dieser mit be­sonderen Culten ausgestatteten, von besonderen Schutzgöttern behüteten Genossen­schaften war es dem Bürger warm und traulich zu Muthe. Dem Staate ohne jede oder nur durch eine gemüthlose Vermittlung (nach Art unserer politischen oder Wahlbezirke) verbunden zu sein — bei solch' einem Gedanken, wenn er anders dem Griechen und zumal dem Athener faßbar gewesen wäre, hätte es ihn durch­fröstelt. Es waltet hier derselbe, dem Kunsttrieb eng verschwisterte üorror vaeutz dem auch die von einem einzigen, einsam thronenden Gott regierte Welt als öde und unheimlich, wenn nicht gar als grauenhaft und gottverlassen gegolten hat.

Die Aufgabe nun, welcher Kleisthenes sich gegenüber fand, war eine der heikelsten, die sich ersinnen lassen. Als er nach der Vertreibung der Pisistratiden im Parteikampfe mit Jsagoras, dem Führer der Optimalen, die Nothwendigkeit empfand, die populäre Seite zu verstärken, vermehrte er die Bürgerschaft durch eine ansehnliche Zahl von Neubürgern, die vorher theils fremde Beisassen, theils freigelassene Sclaven gewesen waren. Der Aufnahme derselben in die Bürgerschaft mußte ihre Einreihung in jene Unterabtheilungen derselben, vor Allem in die obersten, die Stämme, vorangehen. Wie war diese zu bewerkstelligend Sollten die Neubürger den alten vier Stämmen oder Phylen einverleibt und aufgedrängt werdend Dies hieß, die heiligsten Gefühle der bisherigen Stammesgenossen verletzen und sie aufs Aeußerste erbittern. Sollten sie in neuen Stämmen vereinigt werdend