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Deutsche Rundschau.
Der Expeditionschef wünscht sich die Lage in Lamu selbst anzusehen und nimmt zu diesem Zweck dahin Billets von Zanzibar, wo er inzwischen angelangt ist. Bereitwilligst Werden ihm die Billets ertheilt, indessen auf halbem Wege wiederholt sich derselbe frühere „Trick", und man erklärt ihm, daß, falls er beabsichtige, in Lamu an Land zu gehen, man das Schiff diesen Hafen nicht anlausen lassen würde. Der Verfasser versucht an einigen außerhalb des englischen Einflusses gelegenen Orten der Somaliküste zu landen, findet aber, daß die feindselige Haltung der Eingeborenen dies unmöglich macht.
Zu den Widerwärtigkeiten, welche Engländer ihm bereiten und der feindlichen Haltung, welche die Somalis seiner Landung entgegensetzen, gesellt sich Unglück. Sämmtliche Jagdwaffen der Expedition sind nach Zanzibar versendet worden, und werden daselbst von dem Admiral Freemantle, dem Chef des englischen Blockadegeschwaders, als Contrebande beschlagnahmt.
Aber noch sind die Kriegswaffen in Aden, und vr. Peters telegraphirt dorthin, um zu veranlassen, daß dieselben mit einem der Wiffmann'schen Dampfer ihm zugesandt würden, oder daß auf alle Fälle deren Sendung durch die „British-Jndia"-Linie zu verhindern sei. Abermals Unglück! Der eine Wiss- mann'sche Dampfer hat schon volle Ladung, und bevor der andere herankommt, werden die Waffen dennoch auf dem englischen Dampfer eingeschifft. Sie fallen natürlich dem Admiral Freemantle in die Hände.
Die Expedition ist nun waffenlos. Von einer eigentlichen Expedition ist indessen noch keine Rede; sie besteht vor der Hand nur aus den europäischen Herren und den in Bagamoso gelandeten Somalis. Der Leiter will nun unverzüglich daran gehen, irr Zanzibar Träger anzuwerben, wie alle andern Expeditionen dies thun. Da erklärt der Sultan, wahrscheinlich von englischer Seite beeinflußt, daß er jedem mit dieser Karawane ziehenden Träger den Kopf abschlagen lassen würde. Jede andere Expedition hätte sich nunmehr als gescheitert betrachten können; nicht so diese unter ihrem energischen Führer, dem selbst in so peinlicher Lage seine Hülssquellen nicht versagen. Er chartert alsbald in Bombay einen Dampfer, um sich unabhängig von den englischen Pasfagierfchiffen bewegen zu können. Da hierdurch seine Mittel erheblich verringert werden, entläßt er einen großen Theil seiner Somalis und schneidet seine ganze Expedition auf ein viel geringeres Maß zu. Mittelst des Dampfers „Neera" wird es dem vr. Peters möglich, seine Träger nunmehr an einem beliebigen Orte der Küste zu engagiren. Seine Lage besserte sich auch insofern wieder, als Major von Wissmann ihm eine Anzahl von Gewehren zur Disposition stellte.
Den noch verbleibenden Somalis schließen sich durch Hülse der französischen Mission noch sechzig Träger an, und die Expedition wäre im Stande gewesen, auszubrechen; allein von dem Vertreter des Admirals, sowie später von diesem selbst wird dem Chef eröffnet, daß man ihm nicht gestatten werde, irgend einen innerhalb der Blockadelinie liegenden Hasen anznlaufen.
Diesen ewigen unerträglichen Hemmnissen setzt vr. Peters seine ganze Willenskraft und Entschlossenheit entgegen, und er führt ein Manöver aus, welches man als eine hervorragende Leistung bezeichnen muß. Sie spannt die Erwartungen auf die nachfolgenden Handlungen um so höher. Er dupirt die Blockadeschiffe vollständig, indem er vorgibt, nach dem Süden fahren zu wollen.