Heft 
(1891) 67
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Die deutsche Emm-Pascha-Expedition.

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um in Mocambique oder Delagoa-Bay Träger anzuwerben. Kaum aber in den offenen Ocean gelaugt, heißt er den Capitän, welchem er seinen Plan vorher nicht mitgetheilt hatte, den Curs umzulegen, und steuert aus die nördlich der Blockadelmie gelegene, aber sehr schwer zugängliche Kwyhoo-Bucht los.

Indessen ist die Zornesschale des Schicksals noch nicht ganz geleert. Wieder wird die Unerschrockenheit und Ausdauer des Führers auf die Probe gestellt. Sehr schlechtes Wetter setzt ein, bei dem Schaukeln des Schiffes fällt eine Pe­troleumlampe um und explodirt in der Nähe des Pulvervorrathes. Glücklicher­weise entsteht kein Schaden, der Schreck ist überwunden und scheint ausgeglichen werden zu sollen, denn man erblickt die Bucht, das Ziel der Fahrt.

Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu siechten;" starker Strom hat dieNeera" nach Norden versetzt, und was man erblickt, stellt sich als ein ganz anderer Ort heraus als der erwartete. Es wird Kehrt gemacht und von Neuem auf die Kwyhoo-Bucht zugedampft. Das schlechte Wetter ver­hindert genaues Orientiren, und als nun endlich die Sonne durchblickt, gewahrt man, daß man wieder an demselben Orte ist, wie am vorigen Tage; abermals hat starke Strömung das Schiff versetzt.

Nun tritt Wassermangel ein. Durch Segel rc. wird der reichlich fallende Regen aufgefangen. Der Capitän verliert den Muth; allein nochmals wird die Einfahrt in die ersehnte Bucht versucht, nur um zu entdecken, daß man sich zum dritten Male an derselben Stelle, in der Nähe der Dundas-Jnseln, befindet.

Wir können uns völlig in die Lage des Expeditionschefs versetzen. Durch Widerwärtigkeiten unangenehmster Art aufgerieben, durch Wassermangel gedrückt, durch die Mutlosigkeit des Capitäns verstimmt, selbst nicht mit der Führung eines Schiffes vertraut, konnte ein Gefühl unermeßlicher Verantwortung und gänzlicher Rathlosigkeit ihn beschlichen haben. Er zeigt sich aber auch wieder in diesem mißlichen Augenblick der Situation gewachsen, und wir können seiner Handlungsweise in dieser schwierigen Lage unsere aufrichtige Bewunderung nicht versagen. Er ertheilt dem Capitän schriftlichen Befehl, unausgesetzt auf Kwyhoo- Bucht zu kreuzen, da er sonst seine Arbeitsgeber für die Summe von 20 000 F haftbar machen würde. Noch ein Mal hat man gegen die Strömung anzu­kämpfen, endlich aber bezwingt der Wille des Beharrlichen das Schicksal, und dieNeera" geht gegen elf llhr Vormittags in der Kwyhoo-Bucht vor Anker.

Obwohl gänzlich erschöpft, begibt sich vr. Peters doch sogleich an Land, um Dhows zur Landung des Cargos zu engagiren. Der Umstand, daß die Neera" unter englischer Flagge segelt, wird geschickt benutzt, indem man sich bei der den Engländern geneigten Bevölkerung für Engländer ausgibt. Ohne Mühe erhält man die gewünschten Fahrzeuge und die Ausladung beginnt. Rasch und energisch wird dieselbe durchgesührt, und in drei Dhows begibt sich die ganze Expedition zur Küste.

Indessen haben die Eigenthümer der Dhow Wind bekommen, daß doch irgend etwas nicht ganz in Ordnung sein müsse, und die Dhowführer weigern sich plötz­lich, weiter zu fahren, bevor sie nicht noch einmal vor dem Mali ihres Ortes er­schienen seien. Kurz und bündig werden sie ins Wasser geworfen, und die Fahr­zeuge befinden sich nunmehr gänzlich in der Gewalt des Expeditionsführers. Diesen Umstand machte Letzterer sich zu Nutze, indem er, anstatt an der nächsten