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Deutsche Rundschau.
schaftlichen Resultate der Expedition einer Betrachtung zu unterziehen, um später wieder auf die Vorgänge während der Reise zurückkommen zu können.
vr. Peters sucht die Mündung eines Flusses, des Kiloluma, zu entdecken, was ihm jedoch nicht gelingt. Es ist uns unbekannt, welche Karte vr. Peters benutzte; in einem Schreiben aus Oda-Boru-Ruwa erklärt er, die von Ravenstein mit sich zu haben. War es diese, so kann es uns nicht wundern, daß der Reisende den Kiloluma nicht findet, da er ihn, wie er uns S. 149 erzählt, bei Hameje, also zwischen dem 38. und 39. Grad östlicher Länge von Gr. sucht. Ravenstein nämlich trägt die Mündung des Flusses erst zwischen dem 37. und 38. Grad ein.
Benutzte vr. Peters die Kiepert'sche Karte, so ist auch dieser gegenüber der Jrrthum augenfällig. Kiepert läßt viel weiter östlich einen Fluß in den Tana münden, doch ist dies der nur hypothetisch eingetragene Gasi-Narok, welchen Ravenstein in den vom Grasen Teleki entdeckten, nördlich gelegenen Rudolph-See fließen läßt. Der Gasi-Narok fließt nördlich um den Kenia herum und wurde an seinem Ursprung auch von der Expedition überschritten. Hier also, wo der Fluß gesucht wurde, war ein solcher nicht zu finden, oder das kleine Stückchen, welches auf der Kiepert'schen Karte als bekannt angegeben, ist wirklich, wie vr. Peters annimmt, eine Flußgabelung. Noch ist indessen eine andere Erklärung möglich, und zwar die, daß der Verfasser in dem dichten Jnselgewirr, welches nach seiner Aussage hier den Fluß bedeckt, die in Frage stehende Einmündung in den Tana übersehen hat. Nun findet sich aber auf der das Werk begleitenden Karte in der Gegend, in welcher Ravenstein seinen Kiloluma münden läßt, ein recht erheblicher, vom Kenia herunterkommender Nebenfluß. Zwar wird er im Text durchaus nicht erwähnt; doch kann man bis aus Weiteres annehmen, daß dieser Fluß der von dem Forscher nur an falscher Stelle gesuchte und daher nicht gefundene Kiloluma sei. Hierbei ist es in der That gleichgültig, ob Kiloluma der Name eines Flusses ist, oder in der Landessprache Wasserfall bedeutet; es ist von früheren Reisenden, hauptsächlich von Kraps, ebendas Vorhandensein eines Flusses festgestellt worden, Welcher ihnen von den Eingebornen vielleicht als „Wasserfall" bezeichnet wurde.
Die Karte in dem uns vorliegenden Werke steht überhaupt oft im Widerspruch zu den Angaben im Text. Wir erfahren S. 150 u. 152, wie der Führer eine Flußgabelung hinabgesahren und dann auf den schon am Morgen aus entgegengesetzter Richtung erreichten „Hofsmann-Fall" gelangt sei. Auf der Karte ist dagegen dieser oberhalb sämmtlicher Flußgabelungen angegeben.
Auf S. 151 erzählt der Verfasser, er sei auf eine am nördlichen User des Tana befindliche Anhöhe gestiegen, um das Terrain zu überblicken; da habe er im Westen, vor der untergehenden Sonne, eine imposante Bergkette liegen sehen, und diese „Kaiser-Wilhelm-Berge" genannt. Anfänglich habe man diese Berge als noch mit dem Kenia in Zusammenhang stehend betrachtet; im Laufe der Erzählung kommt man indessen zu der Ansicht, daß dies nicht der Fall sei.
Wie ist nun diese Angabe auf der Karte dargestellt? Zwar befindet sich die Tiedemann-Höhe auf dem Nordufer des Tana, allein fern im Westen liegen nur die Abhänge des Kenia, aus welchem der muthmaßliche Kiloluma hervorbricht. Dagegen ist nordnordwestlich von der Tiedemann-Höhe ein Bergzug mit der Bezeichnung Kaiser-Wilhelm-Berge eingetragen. Angenommen nun, daß die