Die deutsche Emin-Pascha-Expedition.
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Berge wirklich hier liegen, so kann ihnen ein Zusammenhang mit dem Kenia doch kaum abgesprochen werden. Bei der kurzen räumlichen Entfernung ist man eher berechtigt anzunehmen, daß sie den Abfall des Plateaus bilden, welches in dem gewaltigen Kenia gipfelt. Aus den Angaben des Reisenden geht aber hervor, daß diese Berge bedeutend weiter westlich, daher dem Hauptstock des Kenia viel näher liegen, und dann nothgedrungen mit diesem verbunden sein müssen. Da als besonderes Kennzeichen angegeben wird, daß die Berge sich der untergehenden Sonne vorlagerten, diese aber am 26. October 1889 auf etwa 12" 31, S. Br., mithin ungefähr west-südwestlich von dem Lager der Expedition unterging. so ergibt sich, daß entweder der Bergzug falsch eingetragen oder, was uns wahrscheinlicher dünkt, mit einem anderen, etwa der „Benningsen-Kette", verwechselt worden ist. Dennoch glaubt vr. Peters in letzterer die südlichen Abhänge der Kaiser-Wilhelm-Berge erblicken zu sollen. Man kann nun noch annehmen, daß der Expeditionschef sich in der Eintragung des Lagerortes geirrt, und dieser Weiter östlich gesucht werden müßte. Daraus würde sich aber eine so vollständige Verschiebung der Route sowohl östlich als auch im Westen von Hargazo ergeben, daß wir diese Möglichkeit als höchst unwahrscheinlich fallen lassen. — Auf S. 180 wird erzählt, man sei in genau entgegengesetzter Richtung von dem Endziel marschirt. Handelte es sich nun um ein minutenlanges Abweichen von der Hauptrichtung, so konnte dieser Umstand nicht das unbehagliche Gefühl wachrufen, über welches der Verfasser klagt. Wurde die Richtung so lange in so besorgnißerregen- der Weise inne gehalten, so mußte sie in der Routenangabe zur Erscheinung kommen, was jedoch nicht der Fall ist; diese verfolgt vielmehr stätig ihren südwestlichen Curs. Die Route in dem bergigen Terrain, das durch den Gasi-Nyiro entwässert wird, verläuft außerordentlich gerade, und läßt die Vermuthung auf- kommen, daß sie mehr einem allgemein richtigen Ortssinn Ehre macht, als auf gewissenhafter Aufnahme beruht.
Nach Ueberschreitung des Gasi-Narok macht die Karawane einen Abstecher nach Nordwest, um Wasser zu finden, muß jedoch wieder umkehren, da sie von den Massais in falscher Richtung geführt wurde. Wenigstens sieht der Leser sich gezwungen, die Rückkehr anzunehmen, da auf der Karte ein entsprechender gewaltiger Haken eingetragen ist; im Text ist von der Rückkehr nichts gesagt. Nun geht aber aus der Erzählung hervor, daß nicht den ganzen Tag unablässig marschirt wurde. Theils war die Hitze so groß, daß die Karawane sich nur unter großen Mühseligkeiten vorwärts bewegen konnte, theils fand ein Angriff durch Massais statt, welcher ebenfalls die Dauer des Marsches über das beschwerliche Terrain sehr beeinträchtigt haben muß. Auf keinen Fall kann also dieser eine Tagesmarsch über so große Distance sich bewegt haben, als in der Karte angegeben ist. Der Haken ist also willkürlich eingetragen, und zwar so groß, weil die Beschwerden des Marsches diesen als einen außerordentlich langen empfinden ließen. — Hierin liegt aber eine Ungenauigkeit gegenüber früheren Vorgängen. Die stark hervorgehobene Abweichung von der beabsichtigten Marschroute nach Südost, welcher wir früher gedachten, so wie andere auf S. 182 erwähnten Hin- und Herzüge, sind in der Karte nicht eingetragen. Dagegen erfährt ein als sehr beschwerlich und lang empfundener Marsch eine übertriebene