Die deutsche Emin-Pascha-Expedition.
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in der Nähe ist, und er hilft dem Sultan von Sakwa, die Mangati zu schlagen. Hierauf schließt er mit Sakwa einen kurzen Vertrag, in welchem er, wie in den früheren Verträgen, sich als Herr des Landes anerkennen läßt.
Im neunten Capitel erzählt uns der Verfasser, wie er Informationen bezüglich der in Uganda herrschenden Zustände erhalten habe. Er beschließt, trotz der durch den Kampf mit den Mangati auf ein Minimum reducirten Munition nach Unjoro zu marschiren, sieht aber, daß er seinen Somalis, welche den Kern der Expedition bilden, nicht mehr unbedingt vertrauen kann. Durch eine Unterredung ä 1u Stanley flößt er ihnen Muth ein und zieht weiter.
Endlich gelangen wir nach Wachore, und hier — ob im Dorf des Sultans oder auf einem andern Lagerplatz ist nicht genau angegeben — erhält vr. Peters die Nachricht, daß Emin-Pascha schon längst aus Wadelai fort sei, und sich wahrscheinlich an der Küste befände. Schnell entschließt sich der Reisende, seiner Expedition einen andern Zweck, als den nun nicht mehr erreichbaren, zu geben. Er marschirt nach Uganda hinein, wo der entthronte König Muanga im Begriff ist, die Herrschaft wieder an sich zu reißen.
Man kann diese schnelle Entschlossenheit nur bewundern, selbst wenn sie von der Nothwendigkeit dictirt wurde. Bei der durch Munitionsmangel verminderten Wirkungsfähigkeit der Expedition war jedoch das Unternehmen tollkühn, wenn Wirklich gekämpft werden mußte. Der Karawane stand dann rettungslos der Untergang bevor. Glücklicherweise hatten Stockes durch ein siegreiches Gefecht und wiederholte Munitionszusuhr, sowie die Missionare durch ihren Einfluß im Lande schon vorgearbeitet; und waren auch Muanga's Kräfte erst vor kurzer Zeit wieder unterlegen, so durfte doch angenommen werden, daß das Ansehen, welches die Expedition sich durch die Kämpfe mit den Massais erworben hatte, ein nicht unwesentlicher Factor zu Gunsten Muanga's sein werde. Es ist ein entschiedenes Verdienst des Expeditionschess, diesen Umstand erkannt und schnell ausgenutzt zu haben. Sein Glück kam ihm zu Hülfe; seine Streitkräfte sind in Uganda nicht auf die Probe gestellt worden.
Das zehnte Capitel schildert den Aufenthalt der Karawane in Uganda. Den König Muanga findet vr. Peters bereits wieder in seine Hauptstadt Mengo (Rubaka) zurückgekehrt, und mit ihm schließt er unter Beihülfe französischer Missionare einen Vertrag ab, in welchem sich Muanga, um sich die Sympathie der europäischen Nationen zu sichern, zu der Congo-Acte bekennt. Auch ein Verbot der Sklavenausfuhr erläßt er. Die Zeit wird lehren, wieviel von diesen schönen Versprechungen Muanga zu halten willig oder fähig ist. Die Furcht vor seinen Rivalen machte ihn zur Zeit geneigt, an Europa sich anzulehnen; es ist fraglich, ob dieses Gefühl noch vorherrschen wird, wenn Karema sein natürliches Ende gefunden hat.
In Uganda befaßt sich der Reisende zum ersten Male mit Beobachtung der Völker, mit denen er in Berührung kommt. Ohne etwas Neues über die Waganda zu bringen, gibt er doch einige recht anregende Ideen über die Möglichkeit eines früheren Zusammenhanges zwischen Aegypten und Uganda. Mit ganz besonderem Interesse hört man von dem nicht unwahrscheinlichen Vorhandensein von Papyrusrollen in den Wakintugräbern.