Leben um zu lieben.
Erzählung
von
Salvatore Farlna.
I.
Zur Sommerszeit, wenn in meiner guten Gemeinde Trezeri, Bezirk Quat- trozeri, Provinz Genua, uns die Langeweile stärker überfällt, und die Fliegen sich verabredet zu haben scheinen, uns keine Ruhe zu lassen im Haus (und das ist immer in den verdrießlichen Stunden zwischen den beiden Mahlzeiten), dann bilden wir, Junge und Alte, uns ein, im Club eine Stunde der Erholung zu finden, wo wir in der That nur andere Fliegen und andere Langeweile finden; aber wenn wir nicht Tarok spielen, nehmen wir wenigstens noch einmal die Politik der Zeitungen durch.
Wir haben große und kleine Organe von allen Farben: die „Perseveranza", den „Secolo", den „Corriere", den alten „Monitors di Quattrozeri" (ein gemäßigtes Blatt), den „Nuovo Monitore di Quattrozeri" (ein anarchistisches Blatt), und nie fehlt uns der „Osservatore Romano".
Seit langer Zeit haben wir in unserem Club vier Säle; doch die Alten erinnern sich (auch ich erinnere mich nur zu gut), daß ihrer einst kaum zwei waren, und daß, wo jetzt der Lesesaal ist, Brot gebacken wurde und, an der Stelle des großen Tisches mit der Petroleumlampe darüber, der Backofen sich aufthat, der im Winter den ganzen Club erwärmte, im Sommer aber die wenigen Mitglieder, welche den Brand nicht scheuten, braun röstete.
Jemand, dem es beschieden war, den Club in seiner jetzigen Blüthe schon vor zwanzig Jahren zu kennen, mag Wohl glauben, daß er in derselben Weise fortblühen werde bis ans Ende der Jahrhunderte, da in dieser ganzen Zeit nichts Anderes hinzugekommen ist, als die Petroleumlampe, die jetzt uns Alle beleuchtet, Conservative, Republikaner und Rückschrittsmänner, wenn wir um den Tisch herum sitzen.
Manchmal sind wir in großer Gesellschaft, und wenn dann die eben angekommene Zeitung nicht für Alle ausreicht, so trage ich, der gut zu lesen der-