Heft 
(1891) 67
Seite
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Deutsche Rundschau.

Das War Anfang April gewesen, daß PeLersen so geschrieben und wenn Holk der mehr als halben Sicherheit, die sich darin aussprach, für seine Person auch mißtraute, so kamen ihm doch immer wieder Stunden, in denen er sich daran aufrichtete. So war es auch heute wieder, und von heiteren Bildern erfüllt, saß er auf dem Vorderbalkon seines Hauses, unter dem Gezweig einer schönen alten Platane, die hier schon gestanden haben mochte, als, vor nun gerade hundert Jahren, dieser ganze Stadttheil erst errichtet wurde. Die hohen, bis aus die Diele niedergehenden und nach unten zu halb geöffneten Schiebefenster gestatteten einen freien Verkehr zwischen Zimmer und Balkon, und das Feuer in seinem Drawing-Room, das mehr des Anblicks als der Wärme halber brannte, dazu die Morgencigarre, steigerte das Behagen, das er momentan empfand. Neben ihm, auf einem leichten Rohrstuhl, lag dieTimes", die, weil das anmuthige Frühlingsbild vor ihm ihn bis dahin abgezogen hatte, heute, sehr ausnahmsweise, bei Seite geschoben war. Nun aber nahm er sie zur Hand und begann seine Lektüre wie gewöhnlich in der linken Ecke der großen Anzeigebeilage, wo, durch schärfste Diamantschrift ausgezeichnet, die Familiennachrichten aus dem Londoner High Life verzeichnet standen: geboren, gestorben, verheirathet. Auch heute lösten sich die drei Rubriken unter einander ab, und als Holk bis zu den Eheschließungen gekommen war, las er:M88 Ldda Uo86nd6rA, Uachx ok tüo Uoäeüamdor to Urineess Narx LUinor ot vsninaiN, marrioä to llorck Uanckolxü TMnchuuu torinerlv 2ck. Loereturv ot tüo Lritwü Uo«uiiou at Ooxenüaguo/'

Also doch," sagte Holk, sich verfärbend, im klebrigen aber nicht sonderlich bewegt und legte das Blatt aus der Hand. Vielleicht, daß es ihn tiefer ge­troffen hätte, wenn's plötzlich und als ein ganz Unerwartetes an ihn herangetreten wäre. Dies war aber nicht der Fall. Schon Ausgang des Winters hatte der ihn in seinen Briefenau eourant" erhaltende Pentz diese Vermählung als etwas über kurz oder lang Bevorstehendes angemeldet und zwar in folgenden Schluß­zeilen eines längeren Anschreibens:Und nun, lieber Holk, eine kurze Mit­theilung, die Sie mehr interessiren wird, als alle diese Geschichten aus dem Hause Hansen, Ebba Rosenberg hat gestern der Prinzessin Anzeige von ihrer Ver­lobung gemacht, die jedoch, zu leichterer Beseitigung entgegenstehender Schwierig­keiten, vorläufig noch geheim bleiben müsse. Der, den sie durch ihre Hand zu beglücken gedenkt, ist Niemand Geringeres als Lord Randolph Ashingham, dessen Sie sich, wenn nicht von Vincent, so doch vielleicht von einer Abendgesellschaft bei der Prinzessin her erinnern werden. Es war gleich zu Beginn der Saison von neunundfünfzig auf sechzig. Lord Randolph, von dem es heißt, daß er den Grund und Boden eines ganzen Londoner Stadttheils (vielleicht gerade d e s Stadt- theils, den Sie zur Zeit bewohnen) und außerdem einen Waldbestand von fünf­zehn Millionen Tannen in Fifeshire besitze, Lord Randolph, sag' ich, hat sich ein Jahrlang in dieser Angelegenheit besonnen oder Wohl richtiger besinnen müssen, weil von Seiten eines noch viel reicheren Erbonkels allerlei Bedenken erhoben wurden. Und diese Bedenken existiren in der That noch. Aber Ebba müßte nicht Ebba sein, wenn es ihr nicht glücken sollte, dem stark excentrischen Erb­onkel den Beweis ihrer Tugenden auf dem Gebiete des Chic und High Life zu geben, und so wird denn die Verlobung ehestens proclamirt werden. Alles nur