Niels W. Gade.
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Ossian's Gedichten zusammengestellt und ausgeführt. Bemerkenswerther Weise begegnet es Gade in seinen Gesangswerken manchmal, was in den Jnstrumental- compositionen fast nie vorkommt, daß er in eine ans Weichliche grenzende Weise verfällt; man denke an die „Frühlingsphantasie" und „Frühlingsbotschaft". Davon hat er sich auch hier nicht ganz frei gehalten. Setzt man sich über solche Stellen hinweg, dann darf behauptet werden, daß „Comala" nicht minder ein Muster der Gattung ist, wie Mendelssohn's „Walpurgisnacht". Die mit seinem Jnstinct geordneten Gegensätze erhalten die Theilnahme stets rege, die Erfindung ist durchaus eigenthümlich, die Farbe von hinreißender Schönheit. Der Gesang der Geister, welche aus den Schwingen des Sturmes daher ziehen, um die Seelen der Gefallenen vom Schlachtfeld heimzuführen, ist von einer- schaurigen Gewalt, als ob die Natur selbst ihre Stimme erhöbe. Als Comala auf dem Hügel niedersitzt, um Fingal's zu harren, ertönt der Anfang jener holden Melodie aus der Ossian-Ouvertüre. Es war also keine willkürliche Deutung, wenn ich oben die Gestalt Collma's in dem Jnstrumentalwerk erkennen wollte. „Erlkönigs Tochter" ist nahe an zehn Jahre später componirt. Der Titel besagt: „Ballade nach dänischen Volkssagen". Der Inhalt ist im Wesentlichen der des bekannten Löwe'schen „Herrn Oluf"; doch sind als Prolog einige frei umgestaltete Strophen der Ballade „Elfenhöh" vorangeschickt, und als Epilog folgt die Schlußstrophe — ein glücklicher Gedanke, der das Ganze verständlichste in die Sphäre der Volksphantafie rückt. Das Werk ist, wie es der Stoff mit sich bringt, weniger packend, aber die Bilder rollen sich in anmuthigem Wechsel ab; wiederum sind die Naturstimmungen: Olus's nächtlicher Ritt durch den mondbeglänzten Erlengrund und der Elfen bethörender Reigen, voll tiefer Poesie des Klanges und der Melodieen.
Auf die neuere Tonkunst Skandinaviens hat Gade nicht nur stark eingewirkt, er hat sie bestimmt. Keines der jüngeren schöpferischen Talente ist ohne ihn denkbar. Hamerik, der jüngere Hartmann, die Norweger Svendsen und Grieg und wer in jüngster Zeit sich dort noch hervorgethan hat. Alle lassen sie auf den ersten Blick ihre geistige Abkunft erkennen. Selten hat ein Komponist in solch beherrschendem Maße Schule gemacht. Es spricht für die dem germanischen Norden innewohnende Kraft, daß die jungnordischen Talente eigene Wege Anschlägen wollen und sich neue Ziele stecken. Noch in viel ergiebigerer Weise als Gade glauben sie die Schachte ihrer Volksmusik ausschürfen zu können, und träumen vielleicht gar von einer ganz neuen, ausschließlich auf nationales Vermögen gegründeten Kunst. Möchten sie bei ihrem theilnahmwürdigen Streben nur die Grundlagen nicht vergessen, aus denen die höhere Tonkunst Skandinaviens bisher geruht hat, und daß dem Abrücken von ihnen zunächst immer ein Zusammensturz folgen müßte. Was Gade groß gemacht hat, ist, daß er die von Deutschland und im weiteren Sinne aus der ganzen europäischen Culturwelt nach Dänemark seit Jahrhunderten eingeströmte Kunstmusik völlig mit nationaler Empfindung durchtränkte. Dadurch hat er es auch erreicht, daß er selbst nicht nur seinem Vaterlande, sondern der Welt angehört. Er ist der erste dänische Componist, von dem dies gesagt werden kann. Er hat, wie vor ihm in anderer Weise Thor- waldsen, seinen Platz gefunden unter den erlauchten Geistern des Jahrhunderts.
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