Caterina Sforza.
107
gisch, hatte der Bruder Francesco di Savona, wie man ihn vor seiner Wahl zum Papste nannte, sich in das Studium seiner Ordenstheologie gestürzt, war ein angesehener Professor der Theologie und schließlich Ordensgeneral geworden.
Vor allem glänzte er in dem sür die damalige Theologie charakteristischen Streite, den sein Orden mit den Dominicanern unter Papst Pius II. über die Frage ausfocht, ob das bei der Kreuzigung Christi von diesem vergossene und bei der Auferstehung wieder angenommene Blut während der dreitägigen Grabesruhe mit der Gottheit hypostatisch vereinigt blieb und deshalb anzubeten sei. Der Mann, der über solche Fragen sicher Auskunft zu geben wußte, war geeignet für das Cardinalat, das ihm 1467 mit dem Titel der Kirche von San Pietro in Vincolis zusiel.
Als Papst Paul II. 1471 verstorben war, setzte der Herzog Galeazzo Maria ihn aus die Liste der ihm als Pontifex genehmen Cardinäle. Gehörte doch Savona damals mit Genua zum Herzogthum Mailand. Nach einem ganz kurzen Conclave vom 6. bis 9. August, an dem achtzehn Cardinäle theilnahmen, ging der Sohn des armen Fischers aus dem Scrutinium als Stellvertreter Gottes aus Erden hervor. Der Sohn seiner mit dem Schuster Paolo Riario in Savona verheirateten Schwester Bianca, der gleich dem Onkel in den Franciscanerorden eingetreten war, hatte diesen als sein Con- clavist in das Wahllocal begleitet und soll dort nach der Aussage zweier, von einander unabhängiger Zeugen viel zur Wahl des Rovere beigetragen haben. Die Mittel, deren sich der junge Frater bei seinen Bemühungen bedient haben wird, lassen sich leicht ans den ersten Amtshandlungen des neuen Papstes erschließen: die einflußreichsten seiner Wähler wurden mit Gunstbezeugungen, hohen und einträglichen Aemtern und Geschenken überschüttet. Mit dem neuen Papste schien eine neue Welt zu beginnen, schrieb ein Zeitgenosse. Hatte der Papst doch auch ungeheure Schätze seines geizigen Vorgängers zu vertheilen! Viernndfünfzig silberne Schalen fand man mit kostbaren Perlen gefüllt, die man aus 300 000 Ducaten schätzte. Ebenso hoch veranschlagte man die Edelsteine und das Gold, das Paul II. für zwei neue Tiaren des Nachfolgers Dessen zusammengebracht, der da nicht hatte, wo er sein Haupt niederlegen solle. Den Rest der Diamanten und Schmucksachen schätzt ein Kenner auf eine Million Ducaten. Depositenscheine fand man aus 270 000 Ducaten lautend vor, dagegen in baarem Gelde nur 7000 Ducaten- Es war offenbar mehr dagewesen, aber Gott weiß, wohin verschwunden. Der neue Papst, der in seiner Wahlcapitulation gelobt hatte, die Schätze seines Vorgängers zum Kampfe gegen die Türken zu verwenden, verkaufte deshalb schon 1471 von den Kostbarkeiten, die er vorgefunden hatte. Und nicht nur er, sondern auch sein neuester, deutscher Biograph*), weiß daher von der sehr mißlichen Lage zu sprechen, in der die päpstlichen Finanzverhält-
0 Pastor, Geschichte der Päpste, Bd. II, S. 420. Das Urtheil, das der zu früh verstorbene Druffel über die, man kann kaum ein anderes Wort brauchen, verschmitzte Geschichtschreibung des päpstlichen Apologeten Pastor gefällt hat, wird sicher von jeder objectiven historischen Kritik ratisicirt werden. Daß Pastor eine Menge einzelner neuer Daten zu dem Leben der von ihm behandelten Päpste ans Licht gezogen hat, soll jedoch nicht geleugnet werden.