Heft 
(1894) 82
Seite
161
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Lfft Zäriest.

Roman

von

Theodor Fontane.

Dreiundzwanzig st es Capitel.

Auf dem Friedrichsstraßen-Bahnhofe war ein Gedränge; aber trotzdem, Effi hatte schon vom Coups aus die Mama erkannt und neben ihr den Vetter Briest. Die Freude des Wiedersehens war groß, das Warten in der Gepäck­halle stellte die Geduld auf keine allzu harte Probe, und nach wenig mehr als fünf Minuten rollte die Droschke neben dem Pserdebahngeleise hin, in die Dorotheenstraße hinein und auf die Schadowstraße zu, an deren nächst­gelegener Ecke sich die ,Pension' befand. Roswitha war entzückt und freute sich über Annie, die die Händchen nach den Lichtern ausstreckte.

Nun war man da. Effi erhielt ihre zwei Zimmer, die nicht, wie er­wartet, neben denen der Frau v. Briest, aber doch aus demselben Corridor lagen, und als Alles seinen Platz und Stand hatte, und Annie in einem Bettchen mit Gitter glücklich untergebracht war, erschien Effi Wieder im Zimmer der Mama, einem kleinen Salon mit Kamin, drin ein schwaches Feuer brannte; denn es war mildes, beinah warmes Wetter. Aus dem runden Tische mit grüner Schirmlampe waren drei Couverts gelegt, und aus einem Nebentischchen stand das Theezeug.

Du wohnst ja reizend, Mama," sagte Effi, während sie dem Sopha gegenüber Platz nahm, aber nur um sich gleich danach an dem Theetisch zu schaffen zu machen.Darf ich wieder die Rolle des Theefräuleins über­nehmen?"

Gewiß, meine liebe Effi. Aber nur für Dagobert und Dich selbst. Ich meinerseits muß verzichten, was mir beinah schwer fällt."

Ich versteh', Deiner Augen halber. Aber nun sage mir, Mama, was ist es damit? In der Droschke, die noch dazu so klapperte, haben wir immer nur von Jnnstetten und unserer großen Carrisre gesprochen, viel zu viel, und das geht nicht so weiter; glaube mir, Deine Augen sind mir wichtiger, und in Einem finde ich sie,r Gott sei Dank, ganz unverändert, Du siehst mich

Deutschs Rundschau. XXI, 5. 11