Heft 
(1894) 82
Seite
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Effi Briest.

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vernahm sie von fernher, aber immer näher kommend, das Rasseln des Zuges, der, auf eine halbe Meile Entfernung, an Hohen - Cremmen vorüber fuhr. Dann wurde der Lärm wieder schwächer, endlich erstarb er ganz, und nur der Mondschein lag noch aus dem Grasplatz, und nur aus die Platanen rauschte es nach wie vor wie leiser Regen nieder.

Aber es war nur die Nachtluft, die ging.

Fünsundzwanzigstes Capitel.

Am anderen Abend war Effi wieder in Berlin, und Jnnstetten empfing sie am Bahnhof, mit ihm Rollo, der, als sie plaudernd durch den Thiergarten hinfuhren, nebenher trabte.

Ich dachte schon, Du würdest nicht Wort halten."

Aber Geert, ich werde doch Wort halten, das ist doch das Erste."

Sage das nicht. Immer Wort halten, ist sehr viel. Und mitunter kann man auch nicht. Denke doch zurück. Ich erwartete Dich damals in Kessin, als Du die Wohnung miethetest, und wer nicht kam, war Effi."

Ja, das war 'was Anderes."

Sie mochte nicht sagenich war krank," und Jnnstetten hörte drüber hin. Er hatte seinen Kopf auch voll anderer Dinge, die sich aus sein Amt und seine gesellschaftliche Stellung bezogen.Eigentlich, Effi, sängt unser Berliner Leben nun erst an. Als wir im April hier einzogen, damals ging es mit der Saison aus die Neige, kaum noch daß wir unsere Besuche machen konnten, und Wüllersdors, der Einzige, dem wir näher standen nun, der ist leider Junggeselle. Von Juni an schläft dann Alles ein, und die heruntergelassenen Rouleaux verkünden Einem schon auf hundert Schritt ,Alles ausgeslogerck; ob Wahr oder nicht, macht keinen Unterschied . . . Ja, was blieb da noch? Mal mit Vetter Briest sprechen, 'mal bei Hitler essen, das ist kein richtiges Berliner Leben. Aber nun soll es anders werden. Ich habe mir die Namen aller Räthe notirt, die noch mobil genug sind, um ein Haus zu machen. Und wir wollen es auch, wollen auch ein Haus machen, und wenn der Winter dann da ist, dann soll es im ganzen Ministerium heißen: ,Ja, die liebenswürdigste Frau, die wir jetzt haben, das ist doch die Frau von Jnnstetten'."

Ach, Geert, ich kenne Dich ja gar nicht wieder, Du sprichst ja wie ein Courmacher."

Es ist unser Hochzeitstag, und da mußt Du mir schon 'was zu Gute halten."

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Jnnstetten war ernsthaft gewillt, auf das stille Leben, das er in seiner landräthlichen Stellung geführt, ein gesellschaftlich angeregteres folgen zu lassen, um feinet- und noch mehr um Effi's willen; es ließ sich aber Anfangs nur schwach und vereinzelt damit an, die rechte Zeit war noch nicht gekommen, und das Beste, was man zunächst von dem neuen Leben hatte, war genau so wie während des zurückliegenden Halbjahres, ein Leben im Hause. Wüllersdors kam oft, auch Vetter Briest, und waren die da, so schickte man zu Gizicki's