Heft 
(1894) 82
Seite
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Balkon hinaustrat, lag jenseits der Canalbrücke der Thiergarten vor ihr, dessen Bäume schon überall einen grünen Schimmer zeigten. Darüber aber ein klarer blauer Himmel und eine lachende Sonne.

Sie zitterte vor Erregung und athmete hoch aus. Dann trat sie, vom Balkon her, wieder über die Thürschwelle zurück, erhob den Blick und saltete die Hände.

Nun, mit Gott, ein neues Leben! Es soll anders werden."

Vierundzwanzigstes Capitel.

Drei Tage danach, ziemlich spät, um die neunte Stunde, tras Jnnstetten in Berlin ein. Alles war am Bahnhof, Esfi, die Mama, der Vetter; der Empfang war herzlich, am herzlichsten von Seiten Esfi's, und man hatte bereits eine Welt von Dingen durchgesprochen, als der Wagen, den man ge­nommen, vor der neuen Wohnung in der Keithstraße hielt.Ach, da hast Du gut gewählt, Esst," sagte Jnnstetten, als er in das Vestibül eintrat,kein Haifisch, kein Krokodil und hoffentlich auch kein Spuk."

Nein, Geert, damit ist es nun vorbei. Nun bricht eine andere Zeit an, und ich sürchte mich nicht mehr und will auch besser sein als früher und Dir mehr zu Willen leben." Alles das flüsterte sie ihm zu, während sie die teppich­bedeckte Treppe bis in den zweiten Stock Hinanstiegen. Der Vetter führte die Mama.

Oben fehlte noch Manches, aber für einen wohnlichen Eindruck war doch gesorgt, und Jnnstetten sprach seine Freude darüber aus.Esfi, Du bist doch ein kleines Genie," aber diese lehnte das Lob ab und zeigte auf die Mama, die habe das eigentliche Verdienst.Hier muß es stehen," so Hab' es un­erbittlich geheißen, und immer habe sie's getroffen, wodurch natürlich viel Zeit gespart und die gute Laune nie gestört worden sei. Zuletzt kam auch Ros­witha, um den Herrn zu begrüßen, bei welcher Gelegenheit sie sagte:Fräulein Annie ließe sich für heute entschuldigen" ein kleiner Witz, auf den sie stolz war und mit dem sie auch ihren Zweck vollkommen erreichte.

Und nun nahmen sie Platz um den schon gedeckten Tisch, und als Jnn­stetten sich ein Glas Wein eingeschenkt undaus glückliche Tage" mit Allen angestoßen hatte, nahm er Esfi's Hand und sagte:Aber Esfi, nun erzähle mir, was war das mit Deiner Krankheit?"

Ach, lassen wir doch das, nicht der Rede Werth; ein bißchen schmerzhaft und eine rechte Störung, Weil es einen Strich durch unsere Pläne machte. Aber mehr war es nicht, und nun ist es vorbei. Rummschüttel hat sich be­währt, ein seiner, liebenswürdiger, alter Herr, wie ich Dir, glaub' ich, schon schrieb. In seiner Wissenschaft soll er nicht gerade glänzen, aber Mama sagt, das sei ein Vorzug. Und sie wird Wohl Recht haben wie in allen Stücken. Unser guter vr. Hannemann war auch kein Licht und traf es doch immer. Und nun sage, was macht Gieshübler und die Anderen alle?"

Ja, wer sind die Anderen alle? Crampas läßt sich der gnäd'gen Frau empfehlen ..."