Efsi Briest.
341
sich bettet, und ich will nichts ändern in meinem Leben. Wie es ist, so ist es recht; ich habe es nicht anders gewollt. Aber das mit dem Kinde, das ist doch zu hart, und so habe ich denn den Wunsch, es dann und wann sehen zu dürfen, nicht heimlich und verstohlen, sondern mit Wissen und Zustimmung aller Betheiligten."
„Unter Wissen und Zustimmung aller Betheiligten," wiederholte die Ministerin Effi's Worte. „Das heißt also unter Zustimmung Ihres Herrn Gemahls. Ich sehe, daß seine Erziehung dahin geht, das Kind von der Mutter sernzuhalten, ein Verfahren, über das ich mir kein Urtheil erlaube. Vielleicht daß er Recht hat; verzeihen Sie mir diese Bemerkung, gnädige Frau."
Efsi nickte.
„Sie finden sich selbst in der Haltung Ihres Herrn Gemahls zurecht und verlangen nur, daß einem natürlichen Gefühle, Wohl dem schönsten unserer Gefühle (wenigstens wir Frauen werden uns darin finden), sein Recht werde. Treff' ich es darin?"
„In Allem."
„Und so soll ich denn die Erlaubniß zu gelegentlichen Begegnungen erwirken, in Ihrem Hause, wo Sie versuchen können, sich das Herz Ihres Kindes zurückzuerobern."
Efsi drückte noch einmal ihre Zustimmung aus, während die Ministerin sortfnhr: „Ich werde also thun, meine gnädigste Frau, was ich thun kann. Aber wir werden es nicht eben leicht haben. Ihr Herr Gemahl, verzeihen Sie, daß ich ihn nach wie vor so nenne, ist ein Mann, der nicht nach Stimmungen und Laune, sondern nach Grundsätzen handelt und diese fallen zu lassen oder auch nur momentan aufzugeben, wird ihm hart ankommen. Läg' es nicht so, so wäre seine Handlungs- und Erziehungsweise längst eine andere gewesen. Das, was hart für Ihr Herz ist, hält er für richtig."
„So meinen Excellenz vielleicht, es wäre besser, meine Bitte zurnckzu- nehmen?"
„Doch nicht. Ich wollte nur das Thun Ihres Herrn Gemahls erklären, um nicht zu sagen rechtfertigen, und wollte zugleich die Schwierigkeiten andeuten, auf die wir, aller Wahrscheinlichkeit nach, stoßen werden. Aber ich denke, wir zwingen es trotzdem. Denn wir Frauen, wenn wir's klug einleiten und den Bogen nicht überspannen, wissen mancherlei durchzusetzen. Zudem gehört Ihr Herr Gemahl zu meinen besonderen Verehrern, und er wird mir eine Bitte, die ich an ihn richte, nicht Wohl abschlagen. Wir haben morgen einen kleinen Cirkel, ans dem ich ihn sehe, und übermorgen früh haben Sie ein paar Zeilen von mir, die Ihnen sagen werden, ob ich's klug, das heißt glücklich eingeleitet oder nicht. Ich denke, wir siegen in der Sache, und Sie Iverden Ihr Kind Wiedersehen und sich seiner freuen. Es soll ein sehr schönes Mädchen sein. Nicht zu verwundern."