Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

Wagschale fällt. Denn das Hauptland dafür, Bulgarien, liefert jährlich allein gegen zweitausend Kilogramm Rosenöl.

Das Palmarosaöl riecht nicht rein nach Rosen, es duftet vielmehr Wie ein Gemisch von Rosen und Citronen. Fast rein rosenartig ist hingegen der Dust des Geraniumöls, das aus den Blättern des Rosen-Geraniums gewonnen wird. Davon kann man sich schon überzeugen, wenn man ein Blatt dieser Pflanze, die auch bei uns nicht selten in Töpfen cultivirt wird, zwischen den Fingern zerdrückt. Streng genommen hat man es nicht mit Geranien , sondern mit Pelargonien dabei zu thun, und zwar mit mehreren Arten derselben, haupt­sächlich mit Uewrgoninm eachtatnm, ocloratissinnun und raäuia. Die Art, welche an der Riviera gezogen wird, ist Uelargoinnm eapitatum. Gegen früher hat dort freilich diese Cultur jetzt sehr abgenommen, da der Wettbewerb mit Algier nicht auszuhalten ist. Man mäht an der Riviera die Pflanzen von Mitte August an bis Mitte September und liefert sie so frisch als möglich den Fabriken ab. Die Firma Schimmel «L Co. in Leipzig erzielt jetzt große Erfolge mit Rosen-Geraniol. Sie destillirt reines Geraniol, das sie aus Citronella-Grasöl gewinnt, so lange über frisch gepflückten Rosen, bis es mit Rosenöl gesättigt ist und dann in der That täuschend dem Rosenöl entspricht.

In den Gärten der Riviera begegnet man oft einer Verbene, der Vsrbenu triplivlla oder Inppia eitriociora, die auch als Citronelle oder Citronenkrant be­zeichnet wird. Man findet diesen schönen Strauch schon in den Gärten an den italienischen Seen und hat Wohl Gelegenheit, im Herbst die Rispen seiner violett angehauchten kleinen Blüthen zu sehen. Zerreibt man seine Blätter zwischen den Fingern, so verbreiten sie einen seinen Dust, der die Mitte zwischen Citronen, Melissen und Verbenen hält. Dieser aus Persien stam­mende Strauch wird auch in größerem Maßstab an manchen Orten der Riviera gezogen und aus seinen Blättern das echte Verbenaöl destillirt, das die Parsümisten sehr schätzen. Echtes Verbenaöl ist freilich sonst schwer zu haben und wird im Allgemeinen durch das Citronen-Grasöl ersetzt, das wir jener Grasgattung, ^miropogon, danken, deren Arten so viele wohlriechende Oele liefern. Das Citronen-Grasöl wird von Tnäropogon eitratus gewonnen, das jetzt besonders aus Ceylon und in Singapore angebaut wird. Weit aus­gedehnter betreibt man an denselben Orten die Cultur des Tnäroxozon naräu^ von dem das melissenartig riechende Citronella-Grasöl abstammt. Dieses findet für das Parsümiren der Seifen jetzt sehr starke Verwendung und bildet den Hauptbestandtheil des Parfüms der Honigseisen. Von dem Umfang der Citronella-Grasöl-Production geben die Berichte von Schimmel L Co. eine Vorstellung, da diese Firma aus einmal Sendungen von 10 000 Kilogramm dieses Oeles aus Ceylon erhält.

Der Reseda entzieht man den Duft durch Enfleurage, dem Thymian, der Salbei, dem Rosmarin, dem Lavendel und der Melisse durch Destillation. Salbei, Thymian, Rosmarin und Lavendel werden an der Riviera kaum mlti- virt; man pflückt sie an ihrem natürlichen Standort, besonders am Fuße der Berge. In der Gegend von Agay zogen eines Tages vor uns Frauen auf der Straße mit großen Ladungen Thymian ans den Köpfen. Sie hatten ihn