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Deutsche Rundschau.
Wurzel, gewinnen. Letzterer wurde auch zum Färben des Rosenöls empfohlen. — Die Zahl der benutzten Salben wuchs ganz außerordentlich, oft mischte man sehr viele Substanzen in einer einzigen Salbe zusammen. Die ägyptische Salbe „Netopium" stellte man aus Bittermandelöl her und setzte „ompkalium, car- äamomum, juneum, ealamum, mel vinum, mvrrkam, seinen Kal sann, «alkanuin, resinam terekintkinam" hinzu. So weit die Bedeutung der Namen heute klar gelegt ist, enthielt somit diese Salbe, außer dem Bittermandelöl, das Oel unreifer Oliven, die flüchtigen Oele der Cardamomen, des wohlriechenden Geraniumgrases und des Kalmus, dann Honig, Wein, den Balsam des nord- afrikanischen Baumes Lalsamoäonäron inznrka, Balsamkörner, d. h. den Balsam der erbsengroßen Früchte des arabischen Balsamstrauches Lalsamoäen- äron Nüaclenstz, das Gummiharz eines persischen Doldengewächses, Reruia galkaniüna, endlich das Terpentin der Terpen tin-llista/ie. Von dem Duft dieser Salbe kann man sich annähernd eine Vorstellung machen, sie muß vorwiegend nach bitteren Mandeln und Balsam gerochen haben. — Man bezog die Salben von den verschiedensten Orten, aus Aegypten, Delos, Mendesium, Corinth, Kilikia, Rhodos, Kypros, später auch aus Neapolis, Capua, Praeneste. Das wechselte je nach Geschmack und Mode. Die Salben waren zum Theil sehr theuer und beschäftigten ein ganzes Heer von Verfertigern und Verkäufern. In den Läden der Salbenhändler hielten sich die Müßiggänger aus. Man wählte beschattete Orte zur Anlage solcher Läden, damit die Salben, die in Gefäße von Blei oder Stein geschlossen waren, von der Sonnenglnth nicht litten. Der Stein, den wir Alabaster nennen, wurde viel für diese Gefäße verarbeitet, doch scheint die antike Bezeichnung ^Mkastron, wie Reinhold Sigismund in seinem Buch über die Aromata nachzuweisen sucht, sich mehr aus die Gestalt als ans das Material der Salbengefäße bezogen zu haben.
Bezeichnend für den Mißbrauch, der mit wohlriechenden Salben in Griechenland getrieben wurde, sind die zahlreichen, uns von Athenäus überlieferten Berichte. Er erzählt, daß die Schwelger in Athen jeden Theil ihres Körpers mit einer anderen Salbe einrieben. Aegyptische Salbe diente für Füße und Schenkel, phönikische Salbe für Kinnbacken und Brust, Lis^mkrion-Salbe für die Arme, ^.rmaraeon-Salbe für Haar und Augenbrauen, 8erpMo8-Salbe für Kinn und Nacken. Man kann sich vorstellen, wie so ein menschliches Wesen nach vollzogener Einsalbung geduftet haben mag. Denn die ^maraeon- Salbe roch nach Majoran, die 8erpMo8-Salbe nach Thymian, die Lis^mkrion- Salbe Wohl nach einer Minze, die ägyptische und phönikische nach Bittermandelöl und Balsamen. Das war ein ganzer Parfümladen! Dabei glänzte ein solcher Mensch von Fett an seinem ganzen Körper. — Ueber Demetrius Phalereus wird bei dem Symposion des Athenäus berichtet, er habe sich nicht nur den ganzen Körper gesalbt, sondern auch das Haupthaar noch gelb gefärbt, um verführerischer auszusehen. — Bei Trinkgelagen salbte man den Kops, damit der Wein nicht in die Höhe steige; denn wenn der Kopf trocken ist, hatte Myronides gesagt, wandern die Dünste nach oben. Dazu kamen noch die Kränze, welche den Rausch verhindern, den Kopf kühl erhalten und den Kopfschmerz abwehren sollten. Das mögen die ursprünglichen Epheukränze