Heft 
(1894) 82
Seite
403
Einzelbild herunterladen

Botanische Streifzüge an der Riviera.

403

Ghibellinen ausgezeichnet hatte. Daß die Neigung, sich mit Wohlgerüchen zu beschäftigen, in diesem Geschlechts sortlebte, geht aus der Angabe hervor, daß ein späterer Nachkomme der Frangipani in Frankreich, der Marquis de Frangipani, Feldmarschall unter Ludwig XIII., eine Art parfümirter Hand­schuhe einsührte, die(Muts ä 1a INantz'ipane" genannt wurden.

Die Griechen lernten es von den Orientalen, ihren Körper mit duftenden Oelen einzusalben. Plinius möchte ohne Weiteres die Erfindung der wohl­riechenden Salben den Persern zuschreiben. Ihr König Darius soll in seinem Trosse nicht weniger als vierzig Salbenbereiter geführt haben; sie geriethen in die Gewalt Alexanders. Aus der Beute, die dieser damals machte, stammte, nach Plinius, auch jener mit Gold, Perlen und Edelsteinen besetzte Salben­schrein, in welchem Alexander die Werke Hvmer's aufbewahren ließ, damit, so sagte er, das werthvollste Werk des menschlichen Geistes auch die kostbarste Hülle erhalte. In Griechenland galt die Benutzung wohlriechender Salben immerhin als Verweichlichung; der echte Mann verpönte sie und rieb sich in den Gymnasien mit reinem Oele ein.

Theophrast, Plinius und Dioscorides haben uns erzählt, wie die wohl­riechenden Salben im Alterthum hergestellt wurden. Man mischte die Aromata mit den Oelen und erwärmte sie zusammen. Theophrast gab schon tm dritten Jahrhundert v. Ehr. an, man solle die Operation im Wasserbade vornehmen, um ein Anbrennen der Aromata zu verhindern. Als Oel diente vor Allem das der Olive, das man kunstvoll reinigte und bleichte, auch aus noch unreifen Früchten preßte, um es möglichst farblos zu erhalten. Außer­dem wurde das Oel aus süßen und bitteren Mandeln, Sesamöl, Ricinusöl, und Behenöl benutzt. Das Letztere schätzte man ganz besonders, weil es geruchlos ist und nicht leicht ranzig wird. Auch heute würde man es zu Haarölen gern verwenden, wäre es nicht aus dem Handel so gut wie verschwunden. Der Baum, von dem man das Behenöl gewann, hieß im Alterthum Halanos oder iLJrobalanon, somit Salbeneichel. Es ist die in Arabien und Aegypten ein­heimische Uoring'a. aptsra, deren Früchte, die Behennüsse, durch Auspressen das Oel liefern.

Dioscorides warnt in seinerNateria. umcliea", einem Werk, das Wohl um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Ehr. erschien, vor jeder Spur- Wasser, die im Oel zurückbleibt und räth an, das Oel öfter umzugießen in Gefäße, die mit Honig und Salz bestrichen sind. Durch das Salz werde dann alles Wässerige dem Oele entzogen. Myrrha und andere Balsame, Cardamomen, Calamus, Wurzelstock der Iris, duftende Blüthen und Früchte, wohlriechende Kräuter mußten ihre Aromata au die Oele abgeben. Auch war die Eigenschaft thierischer Fette, sich mit Wohlgerüchen zu beladen, schon bekannt. Allgemeiner Verbreitung erfreute sich namentlich die Rosensalbe, deren Bereitung Dioscorides eingehend schildert. Man setzte den Salben meist Gummi und Harz hinzu, um sie zu färben und auch, wie es hieß, ihren Duft zu binden. Manche Salbe färbte man mit Drachenblut, dem blutrothen Harz des Drachenbaumes (vraeasua vraeo) oder mit Xneüusa, Wohl dem Farbstoff, den wir aus der Wurzel der Xueüu8a tinetoria, unserer Alkanna-

26 *