Heft 
(1894) 82
Seite
406
Einzelbild herunterladen

406

Deutsche Rundschau.

groß, bis der trunkene Trimalchio auf den Einfall kommt, sich die Todten- kleider bringen zu lassen, in denen er wünscht, daß man ihn einst begrabe. Er befiehlt auch, wohlriechendes Wasser zu holen und eine Probe zum Kosten von jenem Wein, mit dem seine Gebeine gewaschen werden sollen. Er öffnet eine Flasche Nardenessenz, bestrich mit derselben seine Gäste und spricht die Hoffnung aus, dieser Wohlgeruch werde ihm nach dem Tode eben so gut thun wie im Leben. Petronius gehörte zu den Lieblingsautoren des vorigen Jahrhunderts; um die Mitte desselben hatte dasGastmahl des Trimalchio", wie ich Friedlaender's Einleitung zum Petronius*) entnehme, schon sechs französische Uebersetzungen aufzuweisen. Am Hofe von Hannover, im Carneval des Jahres 1702, wurde es sogar von fürstlichen Darstellern ausgesührt. Aus Wunsch der Königin Sophie Charlotte von Preußen mußte Leibniz der Fürstin von Hohenzollern-Hechingen diese Aufführung schildern, was in einem französisch geschriebenen Brief vom 25. Februar 1702 geschah.

XVI.

Gleicher Luxus mit Parfüms wie im Alterthum ist Wohl zu keiner Zeit wieder getrieben worden, doch kamen sie an den Höfen von Frankreich und England zeitweise in hohe Gunst. In Frankreich geschah das zur Zeit der Renaissance unter dem Einfluß der italienischen Künstler, die Franz I. und Katharina von Medicis an ihren Hof zogen. Da wurde in parfümirten Pasten, Pomaden und duftenden Handschuhen vollauf geschwelgt. Die Cosmötiques kamen zu jener Zeit als Schönheitsmittel aus und riesen eine besondere cosmetische Literatur ins Leben. Daß Diana von Poitiers bis in das hohe Alter sich den Reiz der Jugend zu bewahren wußte, ungeachtet sie schon mit dreizehn Jahren an Ludwig von Breze, Großseneschall der Nor­mandie, vermählt worden war, schrieb man cosmetischen Geheimmitteln zu. die ihr Paracelsus verrathen habe. Der Mißbrauch, der unter den Valois mit cosmetischen Mitteln getrieben wurde, rief eine Reaction gegen dieselben hervor; erst unter Ludwig XIII. wußte die schöne Anna von Oesterreich sie wieder in die Gunst des Hofes zu bringen. Da kamen die Pates d'Amandes^ die verschiedenen Cremes und Schminken auf, welche der Haut der Damen eine künstliche Färbung verliehen. Ludwig XIV. liebte die Cosmötiques nicht; ihr Gebrauch nahm ab, doch nur, um unter der Rögence einen besonderen Aufschwung zu erfahren. Jetzt blühten Geheimmittel, welche die Jugend und Schönheit dauernd sichern sollten. Der berüchtigte Cagliostro nahm von der eben so berüchtigten Dubarry und von anderen Schönen nicht geringe Summen für solche Geheimmittel ein. Trotzdem schminkte man sich unter Ludwig XV. wieder weniger als zuvor und dasrouZs äo llortupal en tu886" röthete nicht so stark die Gesichter. Der Absatz an Schminke hielt sich immerhin auf be­deutender Höhe, so daß im Jahre 1780 eine Gesellschaft fünf Millionen Francs der Regierung für das Privilegium bot, ein Roth besonderer Güte

') Vercfl. Deutsche Rundschau, 1890, Bd. I.XIH, S. 379:Petron's Gastmahl des Trimalchio" von L. Friedlaender.