Botanische Streifzüge an der Riviera.
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allein verkaufen zu dürfen. Selbst mit violetter Schminke versuchte man es in den Gärten des Palais Royal und hielt ganz Paris dadurch acht Tage lang in Aufregung. — Das hörte gegen Ende des Jahrhunderts, unter dem Einfluß von Marie Antoinette auf; die schreienden Farben verschwanden aus den Gesichtern, und zugleich verlor sich auch der Geschmack an starken Wohlgerüchen; das Zarte mußte sich jetzt mit dem Schwermüthigen, das Keusche mit dem Gefühlvollen im Aussehen der Frauen paaren: so gewann die Parfümerie jenes discrete Gepräge, welches ihr auch heute noch geblieben ist. Nur vorübergehend machte sich ein entgegengesetzter Einfluß der Kaiserin Josephine geltend, die als Creolin die starken Parfüms liebte. Napoleon I. selbst bediente sich nur des Kölnischen Wassers, das er sich jeden Morgen über Kopf und Schultern goß.
Seit dem sechzehnten Jahrhundert war Frankreichs Geschmacksrichtung in der Parfümerie maßgebend für die anderen Völker, im siebzehnten Jahrhundert gelangte sie zur Alleinherrschaft zugleich mit den französischen Moden.
Frankreich und England waren es vorwiegend, welche die Welt mit ihren Parfümerien versorgten. Nur dem Kölnischen Wasser gelang es, als Weltparfüm gegen die Produkte dieser Länder aufzukommen. Jetzt erst beginnt Deutschland, wenn auch noch nicht in den „Bouquets", so doch in den ungemischten Parfüms in die erste Stelle zu rücken. Die Leipziger Erzeugnisse haben in dieser Richtung einen ungeahnten Erfolg erreicht. Außerdem steht Deutschland obenan mit seinen chemischen Producten, die heute in so entscheidender Weise in die Parfümerie eingreifen. Ebenso liefert es vornehmlich der Welt jene antiseptisch wirksamen Stoffe, welche die Cosmätiques verdrängt haben und allein berufen sind, die Gesundheit des Körpers und damit auch die Schönheit des „Teint" in Zukunft zu wahren.
XVII.
Die Berge strahlten von allen Seiten Licht und Wärme ans die Blumen- pslanzungen von Grasse zurück. Es wurde heiß in der Stadt: feiner Staub stieg bei jedem Windhauch in dichten Wolken auf: es roch zu stark nach Santalholz in den Straßen, wir sehnten uns nach reiner, erfrischender Luft und zogen aus das Cap Martin bei Mentone. Die Uebercultur hat sich leider auch dieses schönen Vorgebirges bemächtigt, das noch vor einem Decennium ein dichter Kiefernwald und Maquis deckten. Doch das Unternehmen wird hier wenigstens mit Verstand und Geschmack geleitet. Eine englische Gesellschaft erwarb das ganze Cap und hat es als englischen Park eingerichtet. Die Straßen sind in schonender Weise angelegt, es wird der Natur keine schreiende Gewalt angethan. Dort, wo das Cap dem Festland entspringt, trägt es einen alten Oelhain, der wunderbar schön ist mit seinen mächtigen phantastisch verschnörkelten Stämmen. Da kann man noch in dem Schatten alter Bäume ruhen, seiner selbst und der Welt vergessen, und dem Spiel der Sonnenstrahlen in dem dichten Laub der Kronen folgen. Die Spitze des Cap Martin wird von dem neuen „Grand Hotel du Cap Martin" ein-