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Deutsche Rundschau.
europäischen Eintracht bei seinem Tode gefunden haben. Auch die Bemühungen zur Beschränkung der Alkoholconsumtion finden warme Anerkennung, insofern sie ebenfalls zur Hebung des Volkscharakters und indirect zum Fortschritt des europäischen Kulturlebens beitragen. Die Wünsche für das kommende Jahr bestehen meist in naher Uebereinstimmung mit der Anerkennung des in vergangenen Jahren Geleisteten. Daß manche Wünsche für das kommende Jahr einen sehr subjectiven Charakter tragen, sowie z. B. der Wunsch eines Schriftstellers für den Erfolg seines nächsten Dramas am Wiener Theater, oder wie bei meinem humoristischen Freunde, Theodor Fontane, der Wunsch für höheres Honorar, war begreiflich; möglich auch, daß in den heiteren Worten ein tieferer Ernst liegt. Es wäre interessant gewesen, wenn Specialisten mehr aus der Schule geschwatzt hätten, um uns zu sagen, wo der Schuh drückt und wo sie Hülfe erwarten. Sehr ehrlich klingt in dieser Beziehung der Wunsch von Mantegazza: ,,4'ai trox cts ässirs xour l'annss proelmins xour gus js xui886 1e8 nonnnsr tou8. äs ms eontsntsrai äs rs8tsr äan8 1s ebamzi 8päeia1 äs M68 6tuäs8, SN äwant gus j'68xsrs gus In eranioIoFis psrära eüagus jour äs Sou nnxortanes st gn'au lisu äs psrärs taut Is tsmp8 ä msLursr äs8 eräns8 ou travaiUsra xour kairs l'antbroxoloßis risn autrs ebo86 gus l'üwtoirs Naturells äs l'üonuns."
Wie viele seiner Studien- und Leidensgenosscn fühlen dasselbe, ohne den Muth zu haben, es frei und offen auszusprechen! Man lese nur, was Casträn vor vielen Jahren in seinen ethnologischen Abhandlungen über die Finnougrischen Schädel gesagt hat, und man wird sich Wundern, daß man diesen Bock der Craniologie noch immer zu melken sucht. Eine Geschichte der Zettel, die man von Zeit zu Zeit auf die unbekannten Schädel in den großen Museen Europa's und Amerika's aufgeklebt und dann wieder abgeklebt hat, würde das beste Mittel sein, um hier auch dem Gläubigsten die Augen zu öffnen.
Doch genug von diesen xla vota! Was mich am meisten bei Durchsicht dieser Antworten betroffen machte, war nicht nur mein vollständiges Allein- ftehen — hieraus muß Wohl Jeder, der ein Steckenpferd reitet, gefaßt sein — sondern die Nothwendigkeit eines Commentars von Seiten der Redaction, um sowohl meine Anerkennung eines großen Ereignisses in 1894, als meinen Wunsch für 1895 verständlich zu machen. Als die Fragen an mich herantraten, zauderte ich keinen Augenblick, Tbs ^orlä'8 Uarlmmsnt ok ks1i»ion8 als das größte Ereigniß des verstoßenen Jahres zu bezeichnen. Chronologisch hatte ich vielleicht Unrecht, denn der Kongreß selbst fand bereits Ende des Jahres 1893 in Chicago statt, aber er kam erst im nächsten Jahre zur Kenntniß des allgemeinen gebildeten Publicnms von Europa durch die Veröffentlichung der Tran8aetion8 ok tüs ^Vorlä'8 karlmmsnt ok UsUgioim in zwei dicken Bänden, jeder von etwa 800 Seiten. So wenig scheint die Kunde von diesem, man kann Wohl sagen dem ersten wahrhaft ökumenischen Concil in das deutsche Publicum gedrungen zu sein, daß es der Redaction nothwendig schien, hinzuzusetzen, es sei das Religions-Parlament gemeint, welches in Chicago gehalten wurde. Und doch war auch Deutschland, das reformirte sowohl als das noch unreformirte, sehr zahlreich und sehr einflußreich bei dieser Versammlung vertreten. Es ist