Effi Briest.
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sich das Thier gefreut und die Capitänssrau und das liebe, kleine Kind, nicht > viel größer als Anniechen, immer wieder mit seiner rothen Zunge geleckt habe.
' „Geert, da muß ich mit hinaus, das muß ich sehen," hatte Effi sofort
' erklärt, und beide waren ansgebrochen, um nicht zu spät zu kommen, und
hatten denn auch den rechten Moment abgepaßt; denn im Augenblick, als sie, l von der Plantage her, den Strand erreichten, fiel der erste Schuß, und sie
r sahen ganz deutlich, wie die Rakete mit dem Fangseil unter dem Sturmgewölk
, Hinflug und über das Schiff weg jenseits niederfiel. Alle Hände regten sich
t sofort an Bord, und nun holten sie, mit Hülfe der kleinen Leine, das dickere
e Tau sammt dem Korb heran, und nicht lange, so kam der Korb in einer Art
Kreislauf wieder zurück, und einer der Matrosen, ein schlanker, bildhübscher Mensch mit einer wachsleinenen Kappe, war geborgen an Land und wurde neugierig ausgesragt, während der Korb aufs Neue seinen Weg machte, zu- -, nächst den Zweiten und dann den Dritten heranzuholen und so fort. Alle
i- wurden gerettet, und Effi hätte sich, als sie nach einer halben Stunde mit
" ihrem Manne wieder heim ging, in die Dünen werfen und sich ausweinen
s mögen. Ein schönes Gefühl hatte wieder Platz in ihrem Herzen gesunden, und
r es beglückte sie unendlich, daß es so war.
ls Das war am dritten gewesen. Schon am fünften kam ihr eine neue Aus-
i, regung, freilich ganz anderer Art. Jnnstetten hatte Gieshübler, der natürlich
ch auch Stadtrath und Magistratsmitglied war, beim Herauskommen aus dem
Rathhause getroffen und im Gespräche mit ihm erfahren, daß seitens des Kriegsministeriums angefragt worden sei, wie sich die Stadtbehörden eventuell zur Garnisonssrage zu stellen gedächten? Bei nöthigem Entgegenkommen, also w bei Bereitwilligkeit zu Stall- und Kasernenbauten, könnten ihnen zwei
>a Schwadronen Husaren zugesagt werden. „Nun, Effi, was sagst Du dazu?" —
t; Effi war wie benommen. All' das unschuldige Glück ihrer Kinderjahre stand
mit einem Male wieder vor ihrer Seele, und im Augenblick war es ihr, als ob rothe Husaren — denn es waren auch rothe wie daheim in Hohen-Cremmen — so recht eigentlich die Hüter von Paradies und Unschuld seien. Und dabei schwieg sie noch immer.
^g, „Du sagst ja nichts, Effi."
st, „Ja, sonderbar, Geert. Aber es beglückt mich so, daß ich vor Freude
en nichts sagen kann. Wird es denn auch sein? Werden sie denn auch kommen?"
cht „Damit hat's freilich noch gute Wege, ja, Gieshübler meinte sogar, die
es ^ Väter der Stadt, seine Kollegen, verdienten es gar nicht. Statt einfach über
en die Ehre, und wenn nicht über die Ehre, so doch wenigstens über den Vorig, theil einig und glücklich zu sein, wären sie mit allerlei ,WennD und ,Abers<
sei gekommen und hätten geknausert wegen der neuen Bauten; ja, Pfefferküchler
eig Michelsen habe sogar gesagt, es verderbe die Sitten der Stadt, und wer eine
bei Tochter habe, der möge sich vorsehen und Gitterfenster anschaffen."
ne, „Es ist nicht zu glauben. Ich habe nie manierlichere Leute gesehen als
cht unsere Husaren; wirklich, Geert. Nun, Du weißt es ja selbst. Und nun will
als dieser Michelsen Alles vergittern. Hat er denn Töchter?"
nie „Gewiß; sogar drei. Aber sie sind sämmtlich üors eoneours."
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