Lduard Wörike.
Briese aus seiner Sturm- und Dr a u g p er i o d e.
(1826—1834.)
Herausgegeben
von
Rudolf Krauß.
Vorwort.
Die Zeit vom Herbst 1826 bis zum Sommer 1834 bildet im Leben Eduard Mörike's ein abgeschlossenes Capitel, das von seinem Abgang von der Tübinger Hochschule einerseits und von seinem Einzug in das Cleversulzbacher Pfarrhaus andererseits umgrenzt wird. Dieser Abschnitt ist ohne Frage der interessanteste in dem wenig bewegten Leben des Dichters. Es ist, wie er selbst einmal in einem Brief ausspricht, seine „Sturm- und Drangperiode". Es sind die Jahre, da er sich außerhalb der Theologie, in der er sich unbehaglich fühlte, eine Stellung zu schaffen, seine ganze Existenz auf sein poetisches Talent zu gründen suchte, ein Versuch, der nach energischen Anläufen scheiterte und mit der Rückkehr zum Kirchendienst endigte. Es sind zugleich seine Wanderjahre. Nicht als ob er fremde Länder gesehen hätte: aber innerhalb der Grenzen seiner schwäbischen Heimath zog er als Pfarrverweser oder Pfarrgehülfe von einer Gegend zur anderen, von einem Orte zum anderen, bis er endlich in Cleversulzbach eine feste Stätte fand. Ferner sind diese Jahre in poetischer Hinsicht besonders fruchtbringend gewesen: es ist die Zeit, in die — neben lyrischen Gaben und Ansätzen zu mancherlei anderen Arbeiten, die freilich zumeist unvollendet geblieben sind — die Entstehung und Veröffentlichung des „Maler Nolten" fällt. Nimmt man zu den besonderen Gründen noch den allgemeinen hinzu, daß in diesen Jahren, da der Jüngling sich zum Manu entwickelt, die gesammten in den Menschen gelegten Kräfte sich besonders üppig und froh zu regen und zu äußern pflegen, so wird die Behauptung begreiflich, daß gerade diese Epoche in Mörike's Leben der größten Aufmerksamkeit würdig ist. Dennoch ist über sie, wenn man absieht von kurzen Bemerkungen in den