Heft 
(1894) 82
Seite
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Eduard Mörike.

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dürftigen Lebensabrissen eine ausführliche Mörike-Biographie gibt es ja nicht lediglich nichts bekannt geworden H. Von den zahlreichen Briefen des Dichters, die theils vereinzelt, theils in Sammlungen herausgegeben worden sind, beziehen sich nur ganz wenige auf diese Periode. Somit dürften die hier zuerst mitgetheilten Briefe allen Freunden des großen schwäbischen Lyrikers ein willkommenes Geschenk sein, zumal in den folgenden Blättern so ziemlich alle Schreiben von Mörike, die sich aus den betreffenden Jahren erhalten Habens, vereinigt sind. Jedenfalls ist das Materialffo reichlich, daß es, gestützt durch ergänzende Bemerkungen, die auf den denkbar zuverlässigsten Quellen fußen, an Werth einem fortlaufenden autobiographischen Werk nahe kommt.

Aber nicht bloß für Mörike's Lebens- und Entwicklungsgang sind diese Briefe von Bedeutung, insofern sie ein bisher in fast völliges Dunkel gehülltes Capitel daraus aufhellen: auch an sich sind sie mannigfacher Vorzüge und Reize wegen höchst lesenswerth. Mörike ist überall Meister der Darstellungs­kunst und verfügt über das glückliche Vermögen', seine jedesmalige Stimmung in durchaus naiver Weise voll ausklingen zu lassen. Der Ton, den er hier anschlägt, ist von dem Ton seiner späteren Briefe merklich verschieden. Das jugendliche Alter macht sich sehr geltend: die Hoffnungsfreudigkeit uud Zu­versicht des in das Leben Eintretenden, die Ansprüche und die Enttäuschungen des mit dem Leben Ringenden kommen zu packendem Ausdruck, Der Stil ist noch nicht so gereift und durchsichtig wie in seinen höheren Lebensjahren, da­für aber mehr feurig und kraftvoll, frisch und keck, oft bis zur Derbheit. Vielleicht liegt letztere Eigenschaft weniger in der Natur Mörike's, als daß sie das Ergebniß fremden Einflusses ist. In den niederen württembergischen Seminarien wie in dem Tübinger Stift war damals ein stark naturwüchsiger Ton an der Tagesordnung, und gerade die Begabtesten gefielen sich darin. Auch Mörike hat dieser Sitte seinen Zoll entrichtet, ohne daß er, wie mancher Andere, die Grenzlinie, hinter welcher der Cynismus beginnt, je überschritten hat. Unverkennbar steht auch seine Ausdracksweise unter dem Zeichen Shake­speares, den der werdende Dichter während der Studentenzeit als sein poetisches Evangelium verehrte. Vielfach nimmt zugleich in diesen Briefen Mörike's Phantasie einen so bedeutenden Flug, daß sie auf die Stufe von Kunstwerken erhoben werden und ihre Kenntniß auch ffür die Beurtheilung des Dichters von Belang ist.

So fesselnd die Schreiben Mörike's, dessen Familiensinn stark ausgeprägt ist, an die Seinigen, namentlich an die Mutter sind, nehmen doch die an seine vertrauten Freunde das überwiegende Interesse in Anspruch. Denn in jenen legt er sich naturgemäß bei aller Wahrhaftigkeit eine gewisse keusche Zurück-

Einen kurzen, von dem Dichter selbst herrührenden Bericht über diese Jahre findet der Leser in der kleinen Selbstbiographie,die Mörike 1834 bei dem Antritt der Pfarrei Clever­sulzbach seiner ersten Predigt einverleibt* und Professor Jakob Bächtold zuerst in dieser Zeit­schrift mitgetheilt hat: Deutsche Rundschau, 1884, Bd. XIN, S. 269 ff.

2) Mit Ausnahme der Briefe an seine einstige Braut, die erst vor wenigen Jahren ver­storbene Frau Pfarrer Luise Schall, geb. Ran, deren Veröffentlichung mir noch nicht an der Zeit zu sein scheint.