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Deutsche Rundschau.
ein schöner Trauermantel (papilio traZieu8. Oiuus) Hervorkommen wird). Ernstlich, ich kann jeden Tag verschickt werden; ich hatte statt eines längeren Aufenthalts in Tübingen mir durch meine Mutter eine ansehnliche Gnadenfrist auswirken lassen, wogegen aber die Weisheit meines Onkels ist*). Indessen ging mir's ganz gut, so weit nicht die Angst um meine Schwester ^) mir eine Zeitlang Alles zu verbittern drohte. Jetzt geht es wieder besser mit ihr. Den guten Pfarrer in Esrnsbachj konnte ich nicht besuchen. Gott weiß, daß ich es ernstlich entschlossen war. Grüße mir den lieben Buschack^) und Rheinwald H. Leb Wohl! Ja so! Die Hauptsache hätte ich fast liegen lassen: gieb dem Boten mit, was Du noch von Wäsche hast, schwarz oder weiß — und auch etwas schwarz auf weiß mit hieher! Gieb's nur dem Johann, der meine Sachen besorgt! Dein treuer
E. Möricke^).
2. An Mährlen.
Nürtingen, den 5. December 1826.
Lieber M.!
Hier schick' ich Dir die verlangten Sachen, die Hobelspähne vom guten Bret- schneider und das Manuscript von meinem Vater. Dein Brief hat mich sonderlich in gegenwärtiger Zeit auf eine Stunde getröstet, denn ich muß Dir, wenn Du's noch nicht weißt, nur sagen, daß das Konsistorium endlich doch den sicheren Winkel ausgespürt hat, in den ich mein Schiff gelegt hatte. Ich konnte es Anfangs nicht glauben, aber den andern Tag brachte der herzgute Wurmest das Decret selber ins Haus, ich sei nach Oberboihingen, eine halbe Stunde von hier, beschieden. Ich machte über diesen Aspecten, so freundlich sie aussahen, weder ein gutes noch ein saures, sondern lediglich ein Schafsgesicht. Der Director Süskind*) traf diese Wahl ohne Zweifel in der besten Absicht, aber vielleicht kennt er die Umstände zu wenig. Der Pfarrer ^) von achtzig Jahren ist so viel als ein Kind, und am dem Vicar liegt die ganze Fluth von Geschäften: ein Filialst (auf schlechtem Weg), jeden Sonntag drei Gottesdienste. Man ist allein der Herr im Hause. 8eä ogo! Lgo!? Am meisten zweifl' ich, besonders für den Winter, an meiner Gesundheit, und das ist's, was ich mit Uebereinstimmung des Specials *o), der ohnehin, wie Jedermann, diese Stelle nur einem Eingeübten zugetraut hätte, reeta, d. h. vielleicht morgen schon, in Stuttgart geltend machen will. Ich glaube nicht, es glaubt Niemand, daß man mir einen anderen Platz geben wird. Doch über die Feiertage muß ich schon noch dran, Db bien, mais je 8ui8 eomme äan8 un 80 NK 6 .
Ich muß hier abbrechen — gelt? Du nimmst's nicht übel; ich habe so viel zu besorgen. Von jener Sache sagst Du indessen Niemand was, bis ich's entschieden habe.
st Obertribunalpräsident Georgii, der Gatte einer Schwester von Mörike's Vater; seit des Letzteren Tod leitete er Eduard's Erziehung.
ch Die schon damals kränkelnde Luise (geb. 1799).
st Scherzname für Ludwig (Louis)-Buttersack, geb. 1804, Hals Stadtpfarrer in Liebenzell 1861. st Ich vermag nicht bestimmt anzngeben, welcher Rheinwald gemeint ist, am wahrscheinlichsten der 1805 geborene Friedrich Wilhelm Karl R-, Pfarrer in Scharnhausen und Höfingen, ch 1891.
st So schrieb der Dichter in jüngeren Jahren seinen Namen, st Vermuthlich Oberconsistorialrath Wurm, Decan in Nürtingen.
st Prälat vr. Süskind, Director des Studienraths, der über die Verwendung der nicht definitiv angestellten Theologen zu entscheiden hatte, st Paher- st Reudern.
ist Dieser Titel für „Decan", früher auch amtlich gebraucht, ist heute in Württemberg noch sehr geläufig.