Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

Wenn mir nur am Mittwoch nichts Pastoralisches dazwischen kommt! Auf jeden Fall bin ich Nachmittags desto gewisser dort. Nein! Also aus Vormittag acht Uhr! Adieu! Dein tr. E.

Bringe diesen Brief mit! ich muß Dir etwas Verborgenes drin zeigen.

11 . An Mährten.

Ohne Ort und Datum. Der Brief scheint zu Köngen im August 1827 geschrieben zu sein.

Lieber Musen- atgue Busenfreund!

Soeben sagt mir meine Pfarrerin, daß sie jetzt nach Kirchheim schicke; ob ich was hätte? Ich kann also in den zwei Minuten nur ein ganz diminutives Bries­chen schreiben, Du magst fluchen oder nicht.

Gestern bekomm' ich endlich einen Wisch von Buttersack; er schreibt, daß ihm die Reise nach Urach ganz recht sei, vor drei Wochen könne er aber nicht weg, theils weil er lediglich aus dem Hund, theils wegen seinem Pfarrer; er schlägt vor, man solle zu Fuß gehen (aber lieber reit' ich aus meinem Hund), wenigstens er wolle das und uns dann in Urach treffen. Das ist ein verfluchter Manichäer; wir schlagen ihm die Füße ab, ich weiß nichts von Lausen, gefahren muß sein, und wenn ich mein Dutzend Bücher verkaufen muß. Von unserm letzten Sendschreiben

wußte B(auerj noch nichts.Was denkst Du nun zu den drei Wochen? Mir

ist's nicht zu spät. In dieser Woche Hab' ich Mehreres vor, und wenn Du nichts Besonderes hast, so kommen wir erst in der nächsten Zeit wieder zusammen.

Daß ich den Masaniello vergessen habe! schick mir ihn doch! Indessen Hab' ich eine vortreffliche Lectüre durch Zufall in einer alten Rumpelkammer auf der Bühne, wo Maschinenmodelle, Schnurrpfeifereien und alte Bücher vom Pfarrer stehen, gefunden: Upigiammata Orveni, eines englischen Dichters im siebzehnten Jahrhundert. Das ist ein Schatz von kurzem Witz, Feinheit und schönem Vers. Martial ist null dagegen. Ich schicke Dir den Duodezer nächstens; Du darfst die Finger danach schlecken. Auch bitt' ich Dich, daß Dir mir in der Kürze das Konversationslexikon über ihn befragst wenn er anders dort vorgelassen wird.

Adieu, Alter! Neliora moliore tempors.

Montag. Dein Eduard.

12. An Mährten.

Köngen, den 27. August 1827.

Montag.

Lieb alt Luder!

Deinen Brief, wo Du mich auf jenen Mittwoch nach Kirchheim bestelltest, Hab' ich Wohl erhalten, konnte aber leider nicht kommen, weil ich bei einer Frau Privat- communion halten mußte kannst Dir denken, wie leid mir's that. Dann Dein Bleistiftbillet von Weiß aus! Da bestellst Du mich auf Freitag nach Ohmden H: habt Ihr denn den Bartholomäum nicht celebrirt? Es war offenbare Kalender­unwissenheit bei Dir. Der liebe Buschack war bei mir, läßt Dich schönstens grüßen; hatten eine lustige Zeit; er war über Nacht; auch Hoffmann^) und Nast waren (im Gefährt) bei mir, lassen Dich grüßen.

Was Deine humoristischen Blätter^) betrifft, so gefällt's mir zwar sehr für sich, glaube aber nicht, daß es auf diese Art und in diesem Umfang für unfern Zweck

1) Im Oberamt Kirchheim.

2 ) Wilhelm Hoffmann (18061873), der Berliner Hofprediger.

b) Eine literarische Arbeit Mährlen's, die für einen damals von Mörike und feinen Freunden beabsichtigten Almanach bestimmt war.