Haterina Sforza').
Von
Otto Hartwig.
^Nachdruck untersagt-f
Am 28. Mai 1509 starb in Florenz in einem der Häuser der Medici neben dem Prachtbaue Michelozzo's in der heutigen Via Cavour, kaum sechsundvierzig Jahre alt, eine dreifache Wittwe, welche die Zeitgenossen als die schönste Frau ihres Jahrhunderts gepriesen und wegen ihrer Thaten und Schicksale 1a prima ckorma ä'Italia genannt haben. Ihre beiden ersten Männer hatte Caterina Sforza durch Meuchlerhand verloren, wie denn auch ihr Vater in St. Stefano zu Mailand unter Dolchstichen fanatisirter Jünglinge zusammengebrochen War. Durch ihren dritten Gemahl, der früh verstarb, ist sie dann die Stammmutter der mediceischen Großherzöge von Toscana und damit auch aller Bourbonen von Ludwig XIII. an geworden.
Die Schönheit dieser Frau können wir uns noch heute vergegenwärtigen. Denn neben einer ganzen Anzahl mehr oder weniger fragwürdiger Porträts, welche sie von ihrer Mädchenzeit bis in die höheren Jahre darstellen sollen, besitzen wir ein ziemlich gut erhaltenes Bild von ihr, das von einem großen Künstler herrührt. Freilich hat Melozzo degli Ambrosoli von Forli seine langjährige Gebieterin in der Lünette der Capelle Feo in San Biagio und Girolamo zu Forli nicht als die Herrin gemalt, wie sie ihren Zeitgenossen in schillerndem Brustharnische vom Kampfgewühl umwogt vor der Seele stand, sondern vor einem Heiligen niederknieend im Pilgerkleide. Im Vordergründe des figurenreichen Bildes, das nach dem Hintergründe ansteigt, steht ein weißgedeckter Tisch, aus dem der heilige Jacob von Campostella soeben eins der bizarrsten Wunder der christlichen Thaumaturgie verrichtet hat, indem er gebratene Hühner und Hasen wieder ins Leben zurückries. Dem am Tisch sitzenden Apostel gegenüber kniet etwas tiefer der schon gealterte Girolamo Riario, der erste Gemahl der Caterina mit Pilgerstab und Pilgertasche. Ihm zur Seite, nach dem Hintergründe zu, steht hoch aufgerichtet in jugendlicher Schöne vor einer Säule Giacomo Feo, der zweite Gemahl
0 Pier Oesiäerio Pasolini, Oatsriua 8kor^a. Roma, L. poesovor e Oon^,. 1893. Vol. 1-8, 405. 450 und 861 S. in 8«.