Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

Unternehmungen den Rang nicht streitig machen. Nichtsdestoweniger war sein Einfluß aus den Papst ein vorwiegender, namentlich nachdem er seine Braut, die nipots 8antis8inm des Papstes, heimgeführt hatte. Denn nachdem Sixtus IV. sich von dem Schrecken über die Ermordung des Herzogs von Mailand einigermaßen erholt hatte, drang er auf Vollziehung der Ehe von dessen Tochter mit seinem Nepoten. Konnte ihm diese Verbindung unter Umständen nicht den Weg zum Throne von Mailand bahnen? Die Herzoginwittwe, die in den schwersten Sorgen wegen des Seelenheiles ihres ohne Beichte verstorbenen Gemahls lebte und sich desselben durch den Papst auf alle Weise zu versichern suchte, machte dem Cardinal gegenüber, den Sixtus IV. im Februar 1477 nach Mailand geschickt hatte, nicht die geringsten Schwierigkeiten, und die Ehe der Caterina Sforza mit Girolamo Riario wurde im Schloß zu Mailand durch Procura vollzogen. Am 24. April verließ die vierzehnjährige junge Frau, von einem Gefolge geistlicher und weltlicher Würdenträger escortirt, Mailand. Von Parma aus schrieb sie am 27. ihren ersten uns erhaltenen Brief, in dem sie sichmit gebeugten Knieen" ihrer Mutter Bona empfiehlt. Ihrer Schwester Chiara gegenüber nennt sie sich aber trotz aller ihr erwiesenen Ehren trostlos und läßt alle ihre Frauen ohne Ausnahme grüßen. Am 1. Mai zieht sie dann festlich als Herrin in Jmola ein, wo sie bald die Herzen ihrer neuen Unterthanen durch ihre natürliche Freundlichkeit gewinnt. Der Papst trug Bedenken, die junge Frau in dieser Jahreszeit nach Rom kommen zu lassen. Wenn sie dort erkrankt und vom Fieber hingerafft sei, werde man sagen, man habe sie kommen lassen, um sie zu ermorden. Der junge Ehegatte sollte deshalb nach Jmola abreisen. Aber die Zeiten waren unsicher. In einem Briefe nach Jmola ist die Rede von einem Mordanschlage, den der Cardinal Giu- liano della Rovere mit dem Patriarchen von Venedig gegen seinen Vetter ge­plant habe. Deshalb mußte Caterina doch nach Rom aufbrechen. Am 25. Mai kam Girolamo seiner Frau bis auf sieben Miglien vor Rom entgegen. Mann und Frau stiegen von den Pferden, umarmten und küßten sich herzlich. Vom Ponte Molle an wurden die Scharen der Neugierigen und der Deputationen, die dem jungen Paar entgegengekommen waren, immer zahlloser. Es begab sich in den Palast des Cardinals von Urbino, der am Monte Mario lag, der Graf aber ritt bald nach Rom weiter. Am folgenden Tage vollzog der Papst mit großem Pompe nochmals die.Eheschließung seines Nepoten mit Caterina, und die Neuvermählten bezogen den Palast des Cardinals Orsini am Campo de' Fiori. Denn der eigene Palast der Riario, der spätere Palazzo Corsini an der Lungara, den heute die erste gelehrte Körperschaft Italiens, die Veeaclsnüa ckei lüneoi, inne hat, war noch in der Restauration begriffen, da die Ver­mählung ursprünglich für den Monat August geplant war. Daß man in dem damaligen Rom eine solche Gelegenheit, ein prachtvolles, luxuriöses Fest zu feiern, nicht unbenutzt vorüber gehen ließ, läßt sich denken. Achtzig vor­nehme, stolz ausgeputzte Römerinnen empfingen die junge Frau beim Eintritt in das Haus des Cardinals und es begann nun eins jener berühmten Bankette, aus dem das Herumreichen zahlloser, kunstvoll zubereiteter kostbarer Speisen durch die Darstellung von Pantomimen und Allegorien immer von Neuem