Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

pathe fungirte. Mehrere andere Kinder folgten bald nach. Ihrem Gatten gegenüber, der sich aus untergeordnetester Stellung zu fürstlicher Macht empor­gehoben sah, mußte sich setzt diese Frau um so lebendiger als ein Sproß des Hauses Sforza suhlen, das in dem gesegneten Oberitalien von den Pässen der Alpen bis an die ligurische Küste herrschte und über zahlreiche Streitkräste und großartige Schätze gebot. Es ist möglich, daß der Ehrgeiz der schönen Frau, die später zu sagen pflegte, sie sei nicht umsonst die Tochter Galeazzo Maria's und habe dessen Gehirn im Kopfe, ihren Mann in dessen waghalsigen blutgetränkten, scheußlichen Unternehmungen bestärkt hat. Als dieser aber eine seiner verruchtesten Thaten, den mit den Pazzi gegen das Leben der medicei- schen Brüder Giuliano und Lorenzo combinirten und nur zur Hälfte im Dome von Florenz gelungenen Mordanschlag, mit indirecter Unterstützung des Papstes zur Ausführung bringen ließ, da war Caterina sicher unbetheiligt. Mochte vielleicht der Bericht über den Tod ihres Vaters die Mörder aus den Gedanken gebracht haben, die erkorenen Opfer in der Kirche bei der Elevation des Allerheiligsten niederzustechen, die fünfzehnjährige Caterina, die damals ihrer ersten Entbindung entgegensah, als diese verruchten Pläne an der Curie erwogen wurden, hätte mehr als eineschöne Teuselin" sein müssen, Wenn sie davon gewußt, und der gräßlich entstellte Leichnam ihres Vaters ihr nicht warnend vor die Seele getreten wäre. Ihr Gemahl hielt sich, als die Mordthat am 26. April 1478 gewagt wurde, dagegen in der Nähe von Florenz aus, vielleicht um, wenn es die Umstände mit sich brächten, sich zum Herrscher dieser so begehrenswerten Stadt zu machen.

Verhältnißmäßig ganz unschuldig im Vergleich mit diesem ruchlosen Unter­nehmen war ein anderes, das Girolamo zum Herrn einer zweiten Stadt in der Romagna machte und ihn dem Ziele, ein ansehnliches weltliches Fürsten­thum sich dort zu erwerben, näher zu bringen schien.

In Forli hatte vor Zeiten der größte päpstliche Feldherr und Staatsmann, der Cardinal Albornoz, eine der dortigen Thrannenfamilien, die Ordelassi, zu päpstlichen Vicaren gemacht. Als diese am 11. Febrnar 1480 mit Pino Ordelassi in legitimer Descendenz ausgestorben war, benutzte Sixtus IV. den Streit zweier illegitimer Nachkommen des Hauses, um die Herrschaft der Familie über Forli und seine Grafschaft für verfallen zu erklären und seinen Nepoten mit derselben zu belehnen. Durch ein Breve vom 23. August 1480 wurde Girolamo Riario, dessen Gemahlin und deren Nachkommen bis zu deren Aus­sterben mit der Herrschaft über Forli investirt. Die Besitznahme dieser wichtigen Stadt, durch welche der Weg von Oberitalien nach der Mark Ancona und Unter­italien führte, ging ohne Schwierigkeiten vor sich, und im Juli 1481 hielt das neue Herrscherpaar seinen triumphirenden Einzug in die ihm entgegenjubelnde Stadt. Hatte den Bewohnern Forli's schon die Pracht und der Reichthum der ihm voraus­geschickten Einrichtungen imponirt, so gewann der neue Herrscher sofort die leicht erregbare Bevölkerung durch den Nachlaß von allen Steuern und drückenden Ab­gaben für sich. Turniere, festliche Auszüge und Bälle führten den an solchen Pomp doch nicht gewöhnten Provinzialstädtern den Reichthum und Glanz des neuen Herrscherpaares vor Augen. Caterina bewegte sich auch gern unge-