Caterina Sforza.
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zwungen unter dem Volke in der Stadt und erschien täglich in einem neuen prachtvollen Anzuge, während ihr Gemahl doch bald ängstlich in dem Palazzo zurückblieb.
Im August zogen dann Girolamo Riario und Caterina nach Jmola weiter, um auch dort sich ihren Unterthanen zu zeigen. Die Stadt war herabgekommen und sah schmutzig und elend aus. Sie äußerlich in einen besseren Zustand zu bringen, war die nächste Sorge des neuen Herrn. Aber weder hier noch in Forli vermochte Girolamo die Herzen seiner Ünterthanen für sich dauernd zu gewinnen. Diese durch lange Tyrannei und blutige Fehden fast unregierbar gewordenen Städte der Romagna schienen keine Herrschaft lange und gütlich ertragen zu können. In Forli hatten die Ordelaffi unter der Bürgerschaft und der Landbevölkerung noch einen großen Anhang, und immer neue Anschläge zu Gunsten der alten Herrscherfamilie wurden geplant. Nichtsdestoweniger dachte Girolamo Riario nicht vor allem an die Befestigung des schon Gewonnenen, sondern sein Sinn war aus die Erweiterung seines Gebietes gerichtet. Der Herzog Ercole von Ferrara hatte den Zorn des Papstes auf sich gezogen, weil er, obwohl päpstlicher Vasall, Lorenzo de' Medici in dem Krieg, den der Papst nach dem Fehlschlagen der Verschwörung der Pazzi gegen diesen entzündet hatte, beigetreten war. Sollte man Ferrara, das mit dem Jnterdict belegt war, nicht am Ende ebenso in die Hände des Nepoten spielen können, wie die Stadt der Ordelaffi? Das war aber nicht zu erreichen, ohne die Mitwirkung der mächtigen Republik von S. Marco, die mit Ercole gleichfalls verfeindet war, weil er sich mit dem gemeinschaftlichen Gegner des Papstes und ihrem, dem König Ferrante von Neapel, verschwägert hatte. Um hierüber zu einem Einverständnisse zu kommen, machten sich Girolamo Riario und seine Frau nach der Lagunenstadt aus. In Malamocco wurden sie glanzvoll empfangen, bei San Elemente kam ihnen der Doge Giovanni Mo- cenigo auf dem Bucintoro entgegen, und hundertsechzehn edle Frauen der Stadt begrüßten die neunzehnjährige, in aller Schönheit strahlende Gräfin. Die junge Schwiegertochter des Dogen erschien vor ihr als die schönste der schönen Töchter Venedigs in goldbrokatenem Kleide. Nur wer die Repräsentationsbilder von Tizian, Paolo Veronese oder Paris Bordone kennt, vermag sich eine Vorstellung von dem Glanze dieser Empsangsceremonien und den Festen in dem großen Saale des Dogenpalastes zu machen, die die Republik dem Nepotenpaare des Papstes zu Ehren veranstaltete. Aber Caterina mochte sich gegen die Nobili noch so liebenswürdig zeigen, so daß Klatschereien entstanden, und Girolamo die politischen Vortheile des Unternehmens gegen Ferrara und den König von Neapel im Rathe der Zehn noch so geschickt darstellen, diese fürstlichen Kaufherren waren nur mit dem Kriege einverstanden, der das ihnen zunächst angebotene Ferrara einbringen sollte; von einem Angriffe auf Neapel wollten sie nichts wissen. Der ehrgeizige Unruhstifter, in seinem Gefolge einen Spion Lorenzo de' Medici's, einen Archidiakonen aus Forli, mit sich führend, der diesen geschworenen Feind der Riarios über alle Vorgänge der Reise auf dem Laufenden erhielt, ging mit seiner Frau, ohne sichere Resultate erreicht zu haben, über Jmola und Forli nach Rom zurück. Brannte ihm doch schon der Boden
Deutsche Rundschau. XXI, 4. 8