Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

unter den Füßen in der Romagna. Von Lorenzo de' Medici im Stillen unter­stützt, hatten die Anhänger der Ordelaffi in Forti ein Attentat nach dem anderen gegen ihn geplant, und seine Anwesenheit in Rom War auch noth- wendig, um den Papst an seiner kriegerischen Politik sestzuhalten. Das gelang ihm auch zur Genüge. Der König von Neapel schlug sreilich zuerst los, in dem Kirchenstaate geriethen die Colonna, die Gegner des Papstes, mit ihren alten Todseinden, den Orsini, an einander, und um Ferrara lagerten sich die Venetianer. Damals ist die Campagna von Rom und Latium ausgeplündert und verheert worden, wie nie zuvor. Aber am Ende des Jahres 1482 mußte der Papst doch den Frieden mit seinen Feinden schließen, Ferrara blieb in den Händen der Este, ohne daß die Venetianer darum gesragt worden Wären. Nur Girolamo Riario hatte Gewinn von dem Blutvergießen. Ihm setzten die Frieden schließenden Mächte eine Jahresrente aus. Eine ersehnte Beute war ihm aber doch entgangen. Ehe die blutige Schlacht von Campo Morto, durch die die Umgebung der ewigen Stadt von den Neapolitanischen Scharen besreit werden sollte, am 15. August 1482, begann, hatte der päpstliche Feldherr, Girolamo Riario, den Oberbesehl über das Heer an den Herrn von Rimini, Roberto Malatesta, abgetreten. Roberto siegte durch persönliche Tapferkeit, während Girolamo, der den Tod Roberto's gewünscht haben soll, um sich Rimini's bemächtigen zu können, durch Feigheit glänzte. Malatesta ging un­versehrt aus dem Kampfe hervor, starb jedoch wenige Tage darauf in Rom am Sumpssieber. Girolamo stürzte sich nun auf Rimini, um den minder­jährigen Sohn des Befreiers von Rom seines väterlichen Erbes zu berauben. Aber Lorenzo de' Medici nahm sich der Wittwe Roberto's so kräftig an, daß Sixtus IV. nicht umhin konnte, dem Sohne Roberto's die Herrschaft über Ri­mini zu belassen. Wie lebhaften Antheil Caterina damals schon an den Händeln des Tages nahm, beweist ihr uns erhaltener Brief, in dem sie in der Nacht nach jenem ihr durch Estafette gemeldeten Siege von Campo Morto diesen der Republik Genua voll Freude eigenhändig anzeigte.

Der einseitige Friede, den der Papst, ohne die ihm verbündeten Venetianer zu befragen, mit seinen Feinden abgeschlossen hatte, mußte zum Kriege der soeben noch Verbündeten führen. Die Venetianer wollten das hart bedrängte Ferrara nicht fahren lassen. Damit aber War dem Beherrscher des Papstes, seinem Nepoten Girolamo, nicht gedient. Er trieb daher den Papst in den Krieg mit den stolzen Herren von Venedig, wie er vorher um deren Gunst gebuhlt hatte. Ein allgemeiner Krieg entbrannte gegen die Lagunenstadt, zu dem der Papst sogar einige Kriegsschiffe stellte. Als die weltlichen Waffen nicht helfen wollten, belegte der Papst aus Betreiben seines Neffen die Republik mit dem Jnterdict, und Girolamo zog dann im Juli 1483 mit seiner Gemahlin nach Forli, um persönlich an dem Kriege Theil zu nehmen. Aber lange war seines Bleibens hier nicht. Ein heftiges Erdbeben erschütterte die ganze Romagna im August dieses Jahres, und so unsicher war trotz der Schau­stellung von zahlreichen Truppen die politische Lage hier, daß eine neue Ver­schwörung gegen das Leben von Girolamo und Caterina in Forli kaum vor ihrem Ausbruch entdeckt wurde. Die neuhergestellten Festungswerke in den