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Deutsche Rundschau.
Francesco mit seiner' Tochter Maddalena aufs Engste verbunden hatte, fanden die Feinde Riario's stets mächtigen Beistand, so daß dieser ohne zahlreiche Soldtruppen sich nicht behaupten konnte. Und womit sollte er auf die Dauer die Ausgaben für alle diese Unternehmungen bestreiten? Der große päpstliche Seckel war für ihn nicht mehr vorhanden, und die einträglichsten Steuern hatte er seinen Unterthanen erlassen. Es stellte sich daher bald die ärgste Geldnoth ein. Es gab kein anderes Mittel, dieser abzuhelsen, als die abgeschassten Steuern oder diesen ähnliche wieder einzuführen. So riethen dem Grafen auch manche seiner Vertrauten. Aber meinten diese es ehrlich mit ihm, oder gingen sie nur daraus aus, ihrem Gebieter die Herzen seiner Unterthanen zu entfremden? Der Graf konnte das glauben. Denn Andere riethen ihm dringend ab. Da trat sein Weib auf die Seite Derer, welche meinten, es sei das Beste, es mit dem Magistrat (eonsixlio) der Stadt zu versuchen und diesen für eine Umlage gefügig zu machen. „Noth kennt kein Gesetz", das War der Refrain ihrer Rede H. Am 27. December versammelte der Gras den Rath der Stadt, schilderte ihm die Lage, unter der er sein Versprechen der Steuerbefreiung gegeben; wie er damals noch von dem Papste Unterstützung erhalten und nicht mit seinem Vermögen gegeizt habe. Jetzt, wo das Seinige aufgebraucht, müsse der Staat und er zu Grunde gehen, wenn nicht die alten Abgaben wieder eingesührt würden. Die zahlreiche Versammlung wurde bewegt, und aus eine Ansprache des gräflichen Rathes Pansechi hin entband sie den Herrn der Stadt von dem Eide, den er bei dem Erlaß der Steuern geleistet. Das hatte keine großen Schwierigkeiten gemacht. Aber damit waren die Steuern noch nicht bezahlt. Vor Allen erhoben die Bauern Klagen. Doch verständigte der Graf sich auch mit ihnen. Aber die Ruhe zog doch nicht wieder in die Stadt Forli ein, und im Schlosse herrschten Noth und drückende Sorgen. Kaum war das Herrscherpaar im Stande, vornehme Gäste standesgemäß zu bewirthen. Aber Caterina ließ es sich doch nicht nehmen, den Herzog Alsonso di Aragona, der einst ihrem Gatten bei Campo Morto gegenübergestanden, und andere berühmte Heerführer, wie Virginia Orsini, Giacomo Trivulzio und Andere, die Forli im September 1486 passirten, zur einfachsten Tafel zu laden. Sie erschien ohne Juwelen im bescheidenen Kleide, entzückte jedoch alle diese hohen Herren durch ihr Auftreten und ihre Schönheit. Ihren Unterthanen aber hatte sie durch die vornehmen Gäste von Neuem imponirt. Das hielt indessen nicht lange vor. Denn wenn auch einzelne Adlige die Steuern gutwillig bezahlten, so herrschte unter der Masse der Bevölkerung Erbitterung über sie. Die Freunde der Ordelafsi unterließen es nicht, die glimmende Unzufriedenheit nach Kräften zu beleben, und Girolamo Riario war nicht der Mann, einer solchen Opposition mit Ruhe und Konsequenz zu begegnen. Einzelne Anschläge dieser Parteigänger wurden leicht unterdrückt, aber ihre Existenz schien dem Grafen zu beweisen, daß er durch ein loyales Ver-
Wir sind über diese Dinge durch die Chronik eines forlivesischen Malers und Chronisten Cobelli aufs Genaueste unterrichtet. Er war Augenzeuge der meisten von ihm erzählten Vorgänge oder nennt uns seine Gewährsmänner.