Heft 
(1894) 82
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Caterina Sforza.

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gegen und fragte nach seinem Begehr. Nach kurzer Antwort stieß dann der Meuchelmörder sofort dem Ahnungslosen den Dolch in die rechte Brust. Der Getroffene stürzte mit dem Aufschrei:Ach, Verräther!" zusammen. Aber er war nicht tödtlich getroffen. Da sprangen die beiden Hauptleute in den Saal und vollendeten das grausige Werk. Den letzten Stoß gab dem Grasen ein Pansechi, eines seiner Werkzeuge bei dem Mordansalle, den er zehn Jahre zuvor aus die Brüder Medici ins Werk gesetzt hatte.

Die Genossen des Grasen liefen, unbewaffnet wie sie waren, nach dem Zimmer der Gräfin, sobald sie die Hauptleute in den Saal springen sahen. Caterina verlor keinen Augenblick den Kopf. Nur von ihrer Mutter, der Schwester, ihren Kindern und zwei Ammen umgeben, befahl sie sofort die Thüren ihres Zimmers von innen mit schweren Gegenständen zu verrammeln, dann eilte sie an das Fenster, um Hülfe zu rufen. Aber die Verschworenen hatten auf dem Platze vor dem Palast ihre Bundesgenossen postirt, und es drang jetzt ein wüster Haufe in ihr Hans. Nachdem noch der Hauptmann der Häscher ihres Mannes vor ihren Augen auf dem Hose greulich getödtet worden war, mußte sie sich den Mördern ihres Mannes ergeben und wurde nun nach dem Palazzo der Orsi mit all den Ihrigen abgeführt. Schweigend ließ die immer mehr anschwellende Volksmenge jetzt die Frau, welche noch vor einer Stunde ihre Gebieterin gewesen war, als Gefangene an sich vorüber­ziehen. Niemand wagte der majestätisch Einherschreitenden ein Schimpfwort zuzurusen. Als ihrer Schwester Stella ein gemeiner Kerl unverschämt wurde, gab diese ihm eine Maulschelle, daß er sich zurückzog. Schlimmer verfuhr das Volk mit dem Leichnam ihres Mannes. Er wurde aus dem Saale in den Schloßhos geworfen, der Kleider beraubt und umhergeschleist. Dann kam eine fromme Brüderschaft und trug den nackten Leichnam mit dem des Häscherhauptmanns in die Sacristei einer Kirche H. Der Palast des Grafen wurde rein ausgeplündert.

Anders stand es um die zwei Burgen, die der Gras in Forti hatte: Ravaldino und Schiavonia. In der ersteren, der wichtigeren von beiden, be­fehligte der zuverlässige Tommaso Feo. An ihn hatte Caterina sofort nach der Ermordung ihres Mannes heimlich einen Boten abgesendet und ihm auf­getragen, eiligst den Herzog von Mailand und den Herrn von Bologna, den Grafen Bentivoglio, von dem Geschehenen in Kenntniß zu setzen. Der Castellan kannte also die letzten Absichten seiner Herrin. Umsomehr mußte er sich ver­pflichtet fühlen, dem Drängen von deren Feinden zu widerstehen. Und das ließ nicht lange aus sich warten. Schon waren allerdings die Orsi nicht mehr die ausschließlichen Herren der Lage. Der Magistrat der Stadt beschloß sofort einen Boten an den päpstlichen Gouverneur des benachbarten Cesena, den Monsignore Savelli, zu senden und diesen aufzusordern, Forli für die Kirche in Besitz zu nehmen; gleichzeitig aber hatte das Haupt des Magistrates, Niccolo Tonielli, seine Mitbürger auf das Bestimmteste gewarnt, sich etwa an

r) Tie Ueberreste des Grafen wurden nach der Wiederherstellung der Herrschaft in Jmola Leigeseht.