122
Deutsche Rundschau.
Caterina und den Ihrigen zu vergreifen, sie würden das sonst schwer zu büßen haben, der Herzog von Mailand und die ihr verwandten Cardinäle Würden sich dafür rächen. Da auch der Monsignore Savelli, der gekommen war, um die Stadt als päpstliches Lehen in Besitz zu nehmen, Caterina ehrfurchtsvoll behandelte, sie ihren Peinigern, den Orsi, entzog und einer Bürgerwache übergab, an deren Spitze drei ihr im Stillen zugethane Edelleute standen, so war sie jeder augenblicklichen Lebensgefahr entrückt. Umsoweniger konnte sie sich aber auch dem Verlangen des päpstlichen Governators entziehen, die Commandanten der beiden Schlösser persönlich zur Uebergabe aufzusordern. Caterina, umgeben von den Mördern ihres Mannes, befahl vor den Thoren der Citadellen deren Befehlshabern, Tommaso Feo und Bianchino, die Burgen zu räumen. Von den Zinnen herab riefen ihr die Commandanten zu, sie könnten nicht gehorchen. „Sie ermorden mich," schrie die Frau, der einer der Mörder wirklich die Partisane auf die Brust gesetzt hatte. „Dann mögen sie sich vor dem Herzog von Mailand in Acht nehmen," erwiderte der unerschrockene Feo. Es war ein herzergreifender Anblick. Der Chronist, der alles das mit eigenen Augen sah und mit rührenden Einzelheiten berichtet, wird so weich, daß er die Gräfin mit Christus vergleicht, wie ihn die bewaffneten Juden vor Hannas, Kaiphas und Pilatus schleppten. Da diese Versuche, die Castellane zur Uebergabe zu bestimmen, vergeblich geblieben waren, mußte Monsignore Savelli versuchen, sie durch Gewalt zu zwingen. Aber die Burgen waren gut bewehrt, und ihre Belagerung erforderte längere Zeit. Da schien sich ein Ausweg zu eröffnen. Caterina hatte sich auf geheimen Wegen mit Tommaso Feo verständigt. Daraus schickte dieser an den päpstlichen Governa- tore einen zuverlässigen gewandten Parlamentär, welcher erklärte, Tommaso könne die Burg so nicht übergeben, das würde Verrath sein; wenn aber die Gebieterin in die Burg gelassen werde und er sich von ihrem Willen, die Burg ausgeliesert zu sehen, überzeugt habe, dann wolle er sie räumen. Savelli ging aus diesen Plan ein. Anders aber dachten die Orsi. Sie kannten den Muth dieses Weibes und seine schlimmen Künste und witterten Verrath. Sie schleppten Caterina nochmals vor die Mauern von Ravaldino. Caterina beschwor mit Thränen in den Augen Tommaso, der auf die Zinne über das Burgthor getreten war, die Burg dem päpstlichen Governatore zu übergeben. Der Castellan wiederholte seine ablehnende Antwort. Da rief Caterina: „Wenn sie mich doch wenigstens in die Burg ließen, dann könnte ich Euch Alles auseinandersetzen." Darauf der Castellan: „Ich wüßte auch dann nicht, was ich thun würde; aber es ließe sich dann doch eher verhandeln; ich habe das ja schon dem Governatore angeboten unter der Bedingung, daß Ihr allein kämet." Der friedliebende und etwas ängstliche Prälat stimmte jetzt dem Vorschläge zu. Hatte er doch die Kinder der Caterina noch als Geißeln in seiner Gewalt und hoffte dem Herzog von Mailand dadurch jeden Vorwand zu kriegerischem Vorgehen zu nehmen. Obwohl die Orsi Anfangs widersprachen, wurde Caterina doch gestattet, sich aus drei Stunden in die Burg zu begeben, um Alles mit Tommaso abzumachen. Die Zugbrücke senkte sich, und Caterina sprang auf dieselbe. Kaum war sie aber hinüber, — so warf sie den jenseits