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Deutsche Rundschau.
noch, Kopenhagen wieder verlassen mußte — die Hoffnung ausgesprochen, das junge preußische Paar mit Nächstem in Schloß Aggerhuus (eine halbe Meile vom Limsjord) begrüßen zu dürfen, eine Einladung, die von den Jnn- stettens auch ohne langes Zögern angenommen wurde. So vergingen die Stunden im Hotel. Aber damit war es nicht genug des Guten an diesem denkwürdigen Tage, von dem Efsi denn auch versicherte, daß er im Kalender roth angestrichen werden müsse. Der Abend brachte, das Maß des Glücks voll zu machen, eine Vorstellung im Tivoli-Theater: eine italienische Pantomime, Arlequin und Colombine. Efsi war wie berauscht von den kleinen Schelmereien, und als sie spät am Abend nach ihrem Hotel zurückkehrten, sagte sie: „Weißt Du, Geert, nun fühl ich doch, daß ich allmälig wieder zu mir komme. Von der schönen Thora will ich gar nicht erst sprechen; aber wenn ich bedenke, heute Vormittag Thorwaldsen und heute Abend diese Colombine . . ."
. Die Dir im Grunde doch noch lieber war als Thorwaldsen . . ."
„Offen gestanden, ja. Ich habe nun 'mal den Sinn für dergleichen. Unser gutes Kessin war ein Unglück für mich. Alles fiel mir da auf die Nerven. Rügen beinah auch. Ich denke, wir bleiben noch ein Paar Tage hier in Kopenhagen, natürlich mit Ausflug nach Fredericksborg und Helsingör, und dann nach Jütland hinüber; ich freue mich aufrichtig, die schöne Thora wiederzusehen, und wenn ich ein Mann wäre, so verliebte ich mich in sie."
Jnnstetten lachte. „Du weißt noch nicht, was ich thue."
„Wär' mir schon recht. Dann gibt es einen Wettstreit, und Du sollst sehen, dann Hab' ich auch noch meine Kräfte."
„Das brauchst Du mir nicht erst zu versichern."
So verlief denn auch die Reise. Drüben in Jütland fuhren sie den Limsjord hinauf, bis Schloß Aggerhuus, wo sie drei Tage bei der Penz'schen Familie verblieben, und kehrten dann mit vielen Stationen und kürzeren und längeren Aufenthalten in Viborg, Flensburg, Kiel, über Hamburg (das ihnen ungemein gefiel) in die Heimath zurück — nicht direct nach Berlin in die Keithstraße, Wohl aber vorher nach Hohen-Cremmen, wo man sich nun einer wohlverdienten Ruhe hingeben wollte. Für Jnnstetten bedeutete das nur wenige Tage, da sein Urlaub abgelausen war, Efsi blieb aber noch eine Woche länger und sprach es aus, erst zum dritten October, ihrem Hochzeitstage, wieder zu Haus eintreffen zu wollen.
Annie war in der Landlust prächtig gediehen, und was Roswitha geplant hatte, daß sie der Mama in Stiefelchen entgegen laufen sollte, das gelang auch vollkommen. Briest gab sich als zärtlicher Großvater, warnte vor zu viel Liebe, noch mehr vor zu viel Strenge, und war in Allem der Alte. Eigentlich aber galt all' seine Zärtlichkeit doch nur Effi, mit der er sich in seinem Gemüth immer beschäftigte, zumeist auch wenn er mit seiner Frau allein War.
„Wie findest Du Effi?"