dies soll kein „nein" sein. Wie könnte ich Ihnen etwas abschlagen. Aber nun sagen Sie, was ist es?"
„Es handelt sich um einen Galan meiner Frau, der zugleich mein Freund War oder doch beinah."
Wüllersdorf sah Jnnstetten an. „Jnnstetten, das ist nicht möglich."
„Es ist mehr als möglich, es ist gewiß. Lesen Sie."
Wüllersdorf flog drüber hin. „Die sind an Ihre Frau gerichtet?"
„Ja. Ich fand sie heut in ihrem Nähtisch."
„Und wer hat sie geschrieben?"
„Major Crampas."
„Also Dinge, die sich abgespielt, als Sie noch in Kessin waren?"
Jnnstetten nickte.
„Liegt also sechs Jahre zurück oder noch ein halb Jahr länger."
„Ja."
Wüllersdorf schwieg. Nach einer Weile sagte Jnnstetten: „Es sieht fast so aus, Wüllersdorf, als ob die sechs oder sieben Jahre einen Eindruck aus Sie machten. Es gibt eine Verjährungstheorie, natürlich, aber ich weiß doch nicht, ob wir hier einen Fall haben, diese Theorie gelten zu lassen."
„Ich weiß es auch nicht," sagte Wüllersdorf. „Und ich bekenne Ihnen offen, um diese Frage scheint sich hier Alles zu drehen."
Jnnstetten sah ihn groß an. „Sie sagen das in vollem Ernst?"
„In vollem Ernst. Es ist keine Sache, sich in jau ä'esprit oder in dialektischen Spitzfindigkeiten zu versuchen."
„Ich bin neugierig, wie Sie das meinen. Sagen Sie mir offen, Wie stehen Sie dazu?"
„Jnnstetten, Ihre Lage ist furchtbar, und Ihr Lebensglück ist hin. Aber wenn Sie den Liebhaber todtschießen, ist Ihr Lebensglück so zu sagen doppelt hin, und zu dem Schmerz über empfangenes Leid kommt noch der Schmerz über gethanes Leid. Alles dreht sich um die Frage, müssen Sie's durchaus thun? Fühlen Sie sich so verletzt, beleidigt, empört, daß einer weg muß, er oder Sie? Steht es so?"
„Ich weiß es nicht."
„Sie müssen es wissen."
Jnnstetten war aufgesprungen, trat ans Fenster und tippte voll nervöser Erregung an die Scheiben. Dann wandte er sich rasch wieder, ging auf Wüllersdorf zu und sagte: „Nein, so steht es nicht."
„Wie steht es dann?"
„Es steht so, daß ich unendlich unglücklich bin; ich bin gekränkt, schändlich hintergangen, aber trotzdem, ich bin ohne jedes Gefühl von Haß oder gar von Durst nach Rache. Und wenn ich mich frage, warum nicht? so kann ich zunächst nichts Anderes finden, als die Jahre. Man spricht immer von unsühn- barer Schuld; vor Gott ist es gewiß falsch, aber vor den Menschen auch. Ich hätte nie geglaubt, daß die Zeit, rein als Zeitz, so wirken könne. Und dann als Zweites: ich liebe meine Frau, ja, seltsam zu sagen, ich liebe sie noch, und so furchtbar ich Alles finde, was geschehen, ich Lin so sehr im Bann