Heft 
(1894) 82
Seite
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Deutsche Rundschau.

Riario geraubten Gegenstände verlangt wurde, wird man natürlich finden. Ebenso, daß Alle, die an dem Morde und der Verstümmelung des Grafen irgendwie Schuld trugen, mit den schwersten Strafen belegt wurden. Aber die eigentlichen Mörder waren sammtlich entflohen, und es half wenig, daß man tausend Dukaten Belohnung auf deren Einlieferung fetzte. Dagegen hatte man im Burgverließe den Vater der Mörder, einen mehr als achtzig­jährigen Greis, die Weiber und Kinder der Geflohenen und einige der Un­menschen, die den Leichnam des Grafen verstümmelt hatten. Um diese zunächst zu strafen, ließ Caterina einen greulichen Henkersknecht aus Castell Bolognese kommen. In der schauderhaftesten Weise wurden die drei schlimmsten Ver­brecher zu Tode gequält und von dem rohen Volke verstümmelt, dann der alte Orso, nachdem er die vollkommene Zerstörung des Palastes seiner Väter hatte mit ansehen müssen, zu Tode geschleift. Nur gegen die Frau und Kinder der Mörder erwies sich Caterina jetzt noch barmherzig. Denuncianten hetzten das an sich schon harte Weib immer von Neuem auf, und es mußten noch viele angesehene Bürger, ja solche, welche ihr bei der Wiedergewinnung der Herrschaft gute Dienste geleistet hatten, ins Exil wandern. Verließen diese dann ihren Verbannungsort und kehrten in die Umgegend Forli's zurück, so waren sie noch nach Jahr und Tag vor den Häschern und Meuchelmördern der Gräfin nicht sicher. Das wilde romagnolische Blut erhitzt sich rasch zu furchtbaren Thaten und kühlt sich nur langsam wieder ab. Ermordete doch in demselben Monat Mai, da Caterina in Forli ihre Feinde zu Tode hetzte, in dem ganz nahe liegender: Fauo Francesca Mansredi, die Tochter Giovanni Bentivoglio's, aus Anstiften eines Pfaffen, und mit Hülse von Meuchelmördern ihren eigenen Gemahl, und Caterina sandte der Mörderin ihren Oberbefehlshaber Brambilla zur Hülse. Aber auch er wurde dann dort einige Tage darauf bei einem Tumulte erstochen. Wie war es möglich, unter solchen Menschen eine Herrschaft dauernd zu begründen! Mochte Caterina noch so viel Geld für den Bau von Capellen ausgeben und ihre Kirchlichkeit durch fromme Werke zeigen, mochte sie ihren Unterthaneu die Steuern wieder erleichtern und der Papst ihren Sohn mit der Herrschaft von Forli und Jmola belehnen, es war doch Alles auf Sand gebaut. Nichtsdesto­weniger hat diese Frau unter den schwierigsten Verhältnissen und schlimmen Fehltritten ihre Herrschaft noch zwölf Jahre lang behauptet und ist nur äußerer Gewalt erlegen!

Caterina zählte fünfundzwanzig Jahre, als ihr erster Gemahl ermordet wurde. Sie hatte ihn Wohl nie geliebt, sicher nicht hoch geachtet. Heimtückisch und feig, roh und grausam, durch und durch eine Verbrechernatur, hat zweifellos auch seine Frau schwer von dem Emporkömmling zu leiden gehabt. Hatte sie seinen Ehrgeiz angestachelt, den früh gealterten, durch schwere Krankheitsansälle geschwächten Mann zuletzt beherrscht und durch ihre kühne Entschlossenheit ihm seine Herrschaft gerettet, so war er ihr doch immerhin auch ein Halt im Leben gewesen, den sie als Wittwe verlor. Durch Schönheit und Rang verführerische Frauen erliegen nur zu rasch den Wirkungen ihrer Reize. Und nun gar in den Zeiten, bei den Männern, unter den Verhältnissen, in denen Caterina lebte! Sie hat einmal an Lorenzo de' Medici geschrieben:Ich muß erst