Catcrina Sforza.
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Schläge sehen, ehe ich Furcht bekomme," und Pasolini hat dieses Wort auf den Titel seines Buches gesetzt H, um anzudeuten, was er an ihr, seiner Heldin, am meisten bewundere.
Caterina war auch klug, eine gute Rechnerin. Und doch, was konnte alles das einer fünfundzwanzigjährigen, in Liebe und Haß leidenschaftlichen Frau bei der Lage, in der sich Italien und sie sich persönlich befand, auf die Dauer helfen? Sie verlangte nach Herrschaft, und war nur Vormünderin. Sie begehrte nach dem Grausigen der Zwangsehe nach einem geliebten Manne, und konnte ihn nicht erreichen. Denn wenn sie heirathete, verlor sie die Vormundschaft über ihre Kinder, und ihre Herrschaft war dahin. Und selbst, wenn sie hätte auf ihre Herrschaft verzichten können, sie wußte nur zu gut, daß ihre Kinder, die sie doch liebte, sich selbst überlassen oder unter der Hand treuloser Vormünder, sicher und bald ihres Lebens oder ihrer Güter verlustig gehen würden. Das aber wollte sie gerade mit allen Kräften ihrer starken und leidenschaftlichen Seele verhindern. Also schier unlösbare Conslicte überall. Ntcht einmal „wie durch Feuer" hätte sie sich hindurchretten können. Ein tragisches Ende mußte das Leben dieser Frau doch nehmen. Es fragte sich nur, woher der Anstoß kommen würde, dem sie werde unterliegen müssen. Die Unsicherheit aller Verhältnisse, in denen sie sich bewegte, die Gewaltthätigkeit und Korruption der Herrscher, die damals ganz Italien erfüllten, und nicht zuletzt ihre eigene Leidenschaftlichkeit ließen aber 1488 noch Niemanden ahnen, von welcher Seite das Unheil herannahen werde. Der strotzende Lebensmuth, die kühne Selbstherrlichleit und der trotzige Wagemuth, mit dem Caterina unbekümmert um Alles sich, und nur sich überall durchzusetzen wußte, erfüllt uns mit immer neuem Staunen.
Girolamo Riario war noch nicht allzulange todt, als sich durch die ganze Romagna das Gerücht verbreitete, seine Wittwe wolle den Erben derOrdelafsi von Forli, einen schönen und gewandten jungen Mann von einundzwanzig Jahren, heirathen. Unzweifelhaft hatte sie selbst durch ihr Benehmen gegen den sich ihr antragenden Antonio Maria den Anlaß zu diesem Geschwätz gegeben. Sei es, daß sie sich in ihren Erwartungen durch ihn getäuscht sah, oder ihr Plan aus irgend sonst ein Hinderniß stieß, sie ließ die Idee plötzlich wieder fallen und bestrafte mit Gefangenschaft alle die, von denen sie gehört hatte, daß sie die Nachricht verbreitet hätten. Diese war auch nicht ohne Schaden für ihren Ruf und ihre Stellung geblieben. Denn die Befehlshaber ihrer Castelle, welche in erster Linie ihrem Sohne Ottaviano Treue geschworen hatten, wurden ihr jetzt aufsässiger als vorher. Gegen den Commandanten von Jmola mußte ihr der Cardinal Raffaelo Riario zu Hülfe kommen. Aber auch Tommaso Feo, der Verwandte ihres Mannes und ein Savonese, der durch seine Treue gegen die Herrin soviel zur Herstellung ihrer Macht und zur Niederwerfung des Ausstandes der Orsi beigetragen hatte und noch immer Castellan von der Burg Ravaldino in Forli war, wurde argwöhnisch gegen sie und unfolgsam. Um ihn für sich und ihre Pläne zu gewinnen, gab sie ihm
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