Heft 
(1894) 82
Seite
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Caterina Sforza.

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Caterina war zu einer Megäre geworden, die ihren Schmerz über den Tod des geliebten Mannes nur in einem Blutbade lindern zu können glaubte. Die Mörder Feo's wurden in geradezu bestialischer Weise zu Tode gequält, die Familien Marcobelli und Orcioli eingekerkert und ihr Eigenthum eingezoqen, ihre Paläste ausgeraubt. In den Verließen der Burg sind ihre Angehöri­gen, man weiß nicht wie, ums Leben gekommen. Unschuldige Kinder der Mitverschworenen wurden umgebracht, und als ob deren Blut nicht schon laut genug zum Himmel schrie, wurden noch einige unmündige Nachkommen der Orsi, der Mörder von Girolamo Riario, jetzt dazu abgeschlachtet. Einen unehelichen Sohn Riario's, der Caterina Vorstellungen machte, ließ diese acht­zehn Monate im Kerker schmachten, aus dem er als Krüppel hervorging. Erst drei Tage nach dem Tode des Geliebten ließ Caterina ihre Söhne aus dem Hause Denti's abholen. Wie sie sie empsangen hat, weiß man nicht. Otta- viano wurde eingesperrt. Niemand durfte ihn sehen und sprechen. In den Händen des furchtbaren Weibes scheint das Leben ihres Erstgeborenen bedrohter, als einst in den Händen der Mörder seines Vaters gewesen zu sein. Es ziert das Andenken Caterina's wahrlich nicht, daß einzelne ihrer Gefangenen ein Jahr später auf Verwendung ihres neuen Gemahls ihre Freiheit wieder erhielten.

Im Jahre 1496 hatten die Florentiner, welche 1494 Piero de' Me­dici, den Sohn Lorenzo's, verjagt und unter Leitung Savonarola's ihr Staatswesen reformirt hatten, Giovanni de' Medici, der mit seinem Vetter Piero seit lange verfeindet gewesen war und deshalb nach Florenz hatte zu­rückkehren dürfen, als ihren Gesandten noch Forli geschickt, um Caterina auf die französische Seite hinüber zu ziehen. Sie hätten keinen besseren Botschafter finden können. Denn Giovanni war ein sehr geschickter und ein sehr schöner Mann. Nicht allzulange war er in Forli, so verbreitete sich das Gerücht, Caterina sei mit dem Florentiner verheirathet, und dann später, sie habe ihrem dritten Gemahl einen Sohn geboren. Ihr Onkel, der Herzog von Mai­land, und die Venetianer, die Herren von Ravenna waren, sahen diese Ver­bindung aus politischen Gründen sehr ungern. Waren sie doch jetzt Gegner Frankreichs. Sie suchten daher aus alle Weise hinter das Geheimniß zu kommen. Aber Caterina hatte die Forlivesen so eingeschüchtert, daß sie nur in den allgemeinsten Ausdrücken darüber sprachen. Caterina selbst leugnete Alles, obgleich der Medici mit Gefolge in der Burg Wohnung genommen hatte und auch 1497 noch dort blieb. Schließlich war aber doch das Geheim­niß nicht mehr den Verwandten gegenüber zu bewahren *). Der Herzog von Mailand gab seine Einwilligung zur Ehe und ebenso Caterina's eigener Sohn Ottaviano, der in Florenz Kriegsdienste genommen hatte. Nur der Außenwelt gegenüber mußte Alles geheim gehalten werden. Denn sonst hätte der Car­dinal Riario, der schon an der Ermordung Giacomo Feo's nicht unbetheiligt gewesen war und mit Caterina sich verfeindet hatte, auf der Aufhebung der Vormundschaft über seine Vettern bestanden. Um die der Gräfin von dieser Seite drohenden Gefahren nach Kräften zu vermindern, nahm Florenz sie mit all' ihren

0 Giovanni de' Medici II ist geboren am 6. April 1498.