Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

nicht mehr zu umspannen. Im Jahre 1564, da Carl IX. in Hhsres weilte, konnte er dort schwerlich selbst so starke Stämme sehen, da die Orangen­bäume erst durch die Kreuzfahrer, gegen Ende des elften Jahrhunderts, nach Hhsres gebracht wurden. Zunächst muß es der bitterfrüchtige Orangen­baum gewesen sein, der zwar kaum eßbare Früchte, aber sehr wohl­riechende Essenzen liefert. Daher der Dichter Malherbe sich in Hhsres

mit jenemüuils äs üsurs ä'oran«s" versorgen konnte,das sich die Frauen in die Haare einreiben und mit dem sie dort den Puder sesthalten." Die Orangenkultnr von Hhsres litt sehr stark durch die strenge Kälte des Winters 1709 und durch ähnliche harte Winter, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aufeinander folgten. Die ^Pflanzungen wurden von nun an eingeschränkt, die bitterfrüchtigen Orangenbäume dann durch süßfrüchtige er­setzt, da der Transport der Orangen von Hhsres aus nach dem Norden sich rascher vollziehen ließ, als von südlicher gelegenen Orten. Das kam bei den mangelhaften Verkehrsmitteln jener Zeit Wohl in Betracht. Die Orangen mußten damals in Hhsres im Herbst gepflückt werden, sobald an ihrer noch grünen Schale sich die ersten gelben Punkte zeigten. Sorglich in Papier ge­wickelt, traten sie die Reise aus dem Landwege oder dem Seewege an. Sie reiften unterwegs langsam nach und wurden erst nach vierzig Tagen genießbar. Jetzt sind die Orangenbäume fast vollständig von Hhsres geschwunden. Sie konnten den Mitbewerb geschützterer Orte der Riviera, vor Allem aber von Sicilien und Algier, nicht ertragen. Es erging Hhsres mit den Orangen­bäumen nicht anders, als zuvor mit dem Zuckerrohr, das im fünfzehnten Jahr­hundert weite Strecken des Landes deckte, dann aber verschwand, als der indische und der brasilianische Zucker in den Wettstreit eintraten.

Mit berechtigtem Stolz kann sich hingegen Hhsres noch immer UMss- l68-?a1mier8 nennen! Zwar sind die Palmen heute über die ganze Riviera ver­breitet, doch sieht man es den hohen Stämmen von Hhäres Wohl an, daß in diesem alten Kurorte ihre sorgsame Pflege besonders weit zurückreicht. Da streben in der Tvsnus äs8 ?a1näsr8 die schlanken Stämme besonders mächtig zu beiden Seiten der Straße empor, gleich einer hehren Säulenhalle, und wiegen ihre stolzen Kronen hoch oben in der blauen Luft. Doch hat sich Hhäres schon seit langer Zeit auch einer zwar weniger vornehmen, aber ein­träglicheren Cultur zugewandt. Wir fanden dort Mitte März ganze Felder von Veilchen in Blüthe. Das waren auch freilich nicht die bescheidenen, kleinblüthigen, die bei uns ihre Kronen zwischen den Blättern verbergen, sondern eine großblüthige Form, das Veilchen tüs O^ar, das an langen Stielen seine Blüthen keck über die Blätter erhebt. Sie duftet sehr stark, und gerne ließen wir uns von den Lüsten anwehen, die über Veilchenfelder gestreift hatten. Andere Felder sind mitkrimsur^ bedeckt. Die Artischoken von Hhsres standen schon zu Anfang dieses Jahrhunderts in hohem Ruf; jetzt sind es auch die grünen Erbsen und vor Allem die Erdbeeren, mit welchen Paris von hier aus versorgt wird. Täglich geht ein ganzer Eisenbahnzug solcher Erzeugnisse von Hhsres ab und wird scherzhaft alsTrain äs xrimsur8" bezeichnet. Doch soll man sich nicht etwa denken, daß unter dem Himmel