Kleine Ueligionen unserer Hage.
sNachdruck untersagt.^
Ein französischer Schriftsteller ininorum Zentium, dem man weder im Vapereau noch in sonstigen Nachweisungen über unsere Zeitgenossenschaft begegnet, Herr Jules Bois, hat neuerdings ein Buch erscheinen lassen, das den wunderlichen Titel „Die Pariser kleinen Religionen" (U68 xotites rsligioim cis ?ari8) führt. Die 215 Duodezseiten umfassende Schrift setzt sich aus einer Anzahl ursprünglich im „Figaro" veröffentlichter Aufsätze zusammen, denen an der Stirn geschrieben steht, daß sie auf Neugier und Sensationslust des großen Publicums berechnet und für eine Welt blasirten Leichtsinns bestimmt sind, die intellectuellem Ernst ebenso unzugänglich, wie Wunderlichem und Phantastischem zugeneigt ist. Im Tone leicht geschürzter Unterhaltung wird den Lesern von einem Dutzend religiöser Gemeinschaften berichtet, die in abgelegenen Winkeln der französischen Hauptstadt ihr Wesen treiben und — von einer Ausnahme abgesehen — die Religionslosigkeit und moralische Verwilderung ihrer Teilnehmer ungleich deutlicher bescheinigen, als irgend welches religiöse oder metaphysische Bedürfniß derselben. In dieser Rücksicht treffen dieselben mit dem Verfasser zusammen, dem jede Vorstellung von dem Ernst und der Bedeutung der Sache fehlt, der trotz aller zur Schau getragenen Scheingelehrsamkeit von der Geschichte der verschiedenen Religionen nur das Nothdürftigste weiß und zwischen Unglauben und Aberglauben, frivoler Unterhaltungslust und mystischer Asterspeculation so wenig zu unterscheiden weiß, daß er Dinge heterogenster Art zusammenwirft. Genußmenschen, die den Göttern Griechenlands in ästhetisirendem Spiel huldigen, werden mit abergläubischen alten Weibern, dilettantische Philosophaster mit mystischen Grüblern alten Schlages über den nämlichen Kamm geschoren, Nachweise und Erläuterungen über Ursprung und Wesen der einzelnen Secten und Vereinigungen aber nur soweit gegeben, als sie mühelos aufgebracht werden können. Die Neigung, aus religiösem Gebiet eigene Wege zu gehen und vom Herkommen abzuweichen, erscheint dem Figaro-Mitarbeiter offenbar ebenso seltsam, wie etwa die Absonderlichkeit, unmodische Kleider anzulegen oder anderen als den boulevardmäßigen Tages- intereffen nachzugehen. Daß der Mensch nicht vom Brote allein lebt, daß das Bedürfniß nach Auseinandersetzung mit dem Weltzusammenhange und den