Kleine Religionen unserer Tage.
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tisirenden Sectirerwesens sind. Wir erfahren nichts weiter, als daß es auch noch eine Species experirnentirender Swedenborgianer zu Paris gibt, die mit den Gläubigen der Rue Thouin nichts gemein haben, sondern allmonatlich einmal in der Rue d'Amsterdam zu einer Sitzung zusammentreten, die die überirdischen Forschungen des Meisters nach modern-spiritistischer Methode betreiben und den Bildhauer Altar als Oberhaupt ansehen. (Nach Angabe des Larousse- schen Lexikons ist Herr A. Professor an der seois äss üeuux arts, 1845 geboren, und bei seinem ersten künstlerischen Auftreten durch den granä prix äs Roms ausgezeichnet worden.) Das Medium, welches durch freundliche Vermittlung des verstorbenen Swedenborg-Propheten Cahagnet über die Geheimnisse des himmlischen Jerusalem unterrichtet wird, ist ein greiser homöopathischer Kurpfuscher Ravet, die Zuhörerschaft aber setzt sich aus etwa vierzig Neugierigen heterogenster Art zusammen — hysterischen Frauen, mystischen Abenteuerlichkeiten ergebenen Freimaurern und einer Anzahl Studirender der Medicin —, die auf diesem Wege über Geheimnisse der Natur Auskunft erhalten zu können glauben. Offenbar handelt es sich hier um eine, mit dem Namen Swedenborg's Mißbrauch treibende Species des spiritistischen Unwesens, das s. Z. unter der Aegide Allan Kardec's in der Seinestadt eines seiner Hauptquartiere aufgeschlagen hatte. Allan Kardec hieß mit seinem wirklichen Namen bekanntlich Rivain, war Franzose und Urheber einer aus den Spiritismus gegründeten Religionslehre, die ihrer Zeit zahlreiche Anhänger besaß. Rivain's geschieht in dem Bois'schen Buche ebenso wenig Erwähnung, wie des Systems, das der im Jahre 180? geborene, 1869 verstorbene Begründer der „Ilsvns Spirits" und Verfasser des „Uivrs ciss üspriw" in seinen zahlreichen Schriften entwickelt hatte und dem von katholischer Seite das Zeugniß correct kirchlicher Auffassung der Lehre von der Schöpfung und dem Sündenfall ausgestellt worden war. Ebenso wenig wird die spiritistische Schule berücksichtigt, an deren Spitze der vielgenannte Baron Gyldenstubbe (ß 1873) und dessen vornehme Freunde standen und die innerhalb wie außerhalb der französischen Hauptstadt unvergleichlich mehr von sich reden machte, als die Swedenborgische Species des Spiritistenthums oder irgend eine der übrigen von Bois ausgesührten Spielarten dieses Aberglaubens.
An der Spitze der übrigen spiritistischen Gemeinden sigurirt die seit einem Jahrzehnt zu Paris bestehende, drei- bis vierhundert Anhänger umfassende „theosoPhis che Gesellschaft", deren Begründerin eine im Jahre 1884 nach Paris gekommene Russin, Helena Pawlowa BlawazkiH, war. Daß diese Abenteurerin einen Theil ihrer Weisheit dem Verkehr mit einem amerikanischen Spiritisten Olcott zu danken gehabt, daß sie vor der Niederlassung zu Paris eine Weile in Düsseldorf ihr Wesen getrieben und daß sie nicht (Wie behauptet worden) in Tibet, Wohl aber in Vorderindien einige Zeit lang gelebt, scheint Herrn Bois und seinen Gewährsmännern unbekannt geblieben zu sein. Anfänglich von einigen überspannten Damen der vornehmen Gesellschaft, insbesondere von der Duchesse de Pomare (Wittwe eines Lord Caithneß) pro-
0 In einer deutschen Zeitung ist neuerdings behauptet worden, die „Kosakin" Blawazki sei eine Tochter der bekannten Romanschriftstellerin Jda Gräfin Hahn-Hahn (?).