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Deutsche Rundschau.
tegirt, scheint 6. ?. L. (mit dieser mystisch klingenden Chiffre wird die Religions- stisterin von ihren Gläubigen bezeichnet) zu Ende ihres Lebenslaufs (sie starb 1891) bei einer bescheideneren Gesellschaftsschicht angelangt zu sein. Als Lpiritus reetor und Präsident der Pariser Theosophen stellte sich unserem Verfasser ein ehemaliger Held der Commune vor, Arthur Arnould', genannt Jean Matthäus — Verfasser einer Anzahl von Romanen und Theaterstücken, von denen die Larousse'sche Enchklopädie wenig mehr zu sagen weiß, als daß sie ihrem Autor eine Gefängnißstrafe wegen sittlichen Aergernisses zugezogen haben. Mit den berühmten Theosophen des siebzehnten und des achtzehnten Jahrhunderts, der frommen Frau von Guhon und dem geistreichen Mystiker Saint Martin (tz 1805), hat diese zweifelhafte Gesellschaft natürlich nichts gemein als den Namen; von einer diesen Namen verdienenden Tradition derselben kann ebenso wenig die Rede sein, wie von einem „System".
Auf die Abgeschmacktheiten näher einzugehen, welche der in einem Park bei Aulnay sous Bois hausende, vom revolutionären Fanatiker zum religiösen Tollhäusler gewordene Theosophen-Häuptling unserem Verfasser über die „geheimnißvolle" Stisterin seiner Secte auszubinden versucht hat, würde demnach der Mühe nicht verlohnen: „U. ?. U." soll an einem und demselben Tage Kind, alte Frau und junger Mann gewesen sein, die Gabe der Ubiqnität besessen, in einem „wahrscheinlich" bloß künstlichen Körper gehaust und das Zeitliche gesegnet haben, ohne daß ihr Lebensalter jemals festgestellt worden wäre. Aus den Offenbarungen dieser „phänomenalen" Wunderthäterin wissen ihre Anhänger, daß die Theosophie zu allen Zeiten, ja vor der Erschaffung der menschlichen Rasse dagewesen ist, daß im vorigen Jahrhundert Cagliostro, Saint- Germain und Cazotte *) an ihrer Spitze gestanden haben, und daß ihre Blüthe- zeiten regelmäßig in die letzten fünfundzwanzig Jahre jedes Jahrhunderts fallen. Die den gewöhnlichen Spiritisten gewährten Offenbarungen aus der Geisterwelt werden von den Theosophen als Manifestationen niederer Ordnung angesehen, deren tieferer Zusammenhang mit den höheren Regionen nur ihnen, „den Eingeweihten", verständlich seien. Die Lehre der Secte kommt — nach Angabe des hochwürdigen „Matthäus" — vornehmlich aus drei Punkte hinaus: aus die Errichtung einer wissenschaftlichen Universal-Vrüderschaft, welche die Menschen darüber belehren soll, daß sie Accidentien einer und der nämlichen Substanz seien, aus das Studium der hinterasiatischen Religionen und philosophischen Systeme und auf die Bildung einer esoterischen Section, welche unter dem Siegel tiefsten, eidlich gelobten Geheimnisses die Adepten über den tieferen Sinn der theosophischen Symbole, sowie über die Kunst belehren soll, „den Göttern der alten Culte ähnlich zu werden". Den Kern des Systems bildet danach ein in phantastische Ungeheuerlichkeiten gekleideter Pantheismus indischen Ursprungs. Die Erde gehört einem aus sieben Gestirnen bestehenden Komplex an, innerhalb welches sie die vierte Stelle einnimmt — sie wird von
Zu der Ehre, unter die Wuudermänner des achtzehnten Jahrhunderts gezählt zu werden, ist der im Jahre 1792 Hingerichtete vortreffliche Cazotte offenbar nur dadurch gekommen, daß Laharpe ihn in feiner bekannten, von Ignoranten für historisch angesehenen phantastischen Erzählung zum Träger von Voraussagungen über die Greuel der Revolution gemacht hat.