Heft 
(1894) 82
Seite
339
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Effi Briest.

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nnd mehren möchten. Sehnsucht nach Hohen-Cremmen erfaßte sie mitunter mit einer wahren Leidenschaft, und noch leidenschaftlicher sehnte sie sich danach, Annie wiederzusehen. Es war doch ihr Kind, und wenn sie dem nachhing und sich dabei gleichzeitig der Trippelli erinnerte, die mal gesagt hatte: -die Welt sei so klein und in Mittelafrika könne man sicher sein, plötzlich einem alten Bekannten zu begegnen/ so war sie mit Recht verwundert, Annie noch nie getroffen zu haben. Aber auch das sollte sich eines Tages ändern. Sie kam aus der Malstunde, dicht am Zoologischen Garten, und stieg, nahe dem Halte­platz, in einen die lange Kursürstenstraße passirenden Pferdebahn wagen ein. Es war sehr heiß, und die herabgelassenen Vorhänge, die bei dem starken Luft­zuge, der ging, hin und her bauschten, thaten ihr Wohl. Sie lehnte sich in die dem Vorderperron zugekehrte Ecke und musterte eben mehrere in eine Glas­scheibe eingebrannte Sophas, blau, mit Quasten und Puscheln daran, als sie der Wagen war gerade in einem langsamen Fahren drei Schulkinder aufspriugen sah, die Mappen auf dem Rücken, mit kleinen spitzen Hüten, zwei blond und ausgelassen, die dritte dunkel und ernst. Es war Annie. Essi fuhr heftig zusammen, und eine Begegnung mit dem Kinde zu haben, wonach sie sich doch so lange gesehnt, erfüllte sie jetzt mit einer wahren Todesangst. Was thun? Rasch entschlossen öffnete sie die Thür zu dem Vorder-Perron, aus dem Niemand stand, als der Kutscher, und bat diesen, sie bei der nächsten Haltestelle vorn absteigen zu lassen.Js verboten, Fräulein," sagte der Kutscher; sie gab ihm aber ein Geldstück und sah ihn so bittend an, daß der gutmüthige Mensch anderen Sinnes wurde und vor sich hin sagte:sind soll es eigentlich nich; aber es wird ja woll mal gehn." Nnd als der Wagen hielt, nahm er das Gitter aus, und Effi sprang ab.

Noch in großer Erregung kam Effi nach Hause.

Denke Dir, Roswitha, ich habe Annie gesehen." Und nun erzählte sie vo:r der Begegnung in dem Pferdebahnwagen. Roswitha war unzufrieden, daß Mutter und Tochter keine Wiedersehensscene gefeiert hatten und ließ sich nur ungern überzeugen, daß das, in Gegenwart so vieler Menschen, nicht Wohl angegangen sei. Dann mußte Effi erzählen, wie Annie ausgesehen habe, und als sie das mit mütterlichem Stolze gethan, sagte Roswitha:Ja, sie ist so halb und halb. Das Hübsche und, wenn ich es sagen darf, das Sonderbare, das hat sie von der Mama; aber das Ernste, das ist ganz der Papa. Und Wenn ich mir so Alles überlege, ist sie doch Wohl mehr wie der gnädige Herr."

Gott sei Dank!" sagte Effi.

Na, gnädge Frau, das ist nu doch auch noch die Frage. Und da wird ja Wohl mancher sein, der mehr für die Mama ist."

Glaubst Du, Roswitha? Ich glaube es nicht."

Na, na, ich lasse mir nichts vormachen, und ich glaube, die gnädige Frau weiß auch ganz gut, Wie's eigentlich ist und was die Mäuner am liebsten haben."

Ach, sprich nicht davon, Roswitha."

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