Heft 
(1894) 82
Seite
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Ter Tod des Patroklos.

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als unuachahmbar und meine Art, nur das Unentbehrliche zum Ausdruck zu bringen, als das geeignete Mittel erschien, den Eindruck wieder zu geben.

Was erwidert Achill auf diesen Ausbruch innersten Gefühles dessen, der ihm von allen Sterblichen allein noch nahesteht? Nichts als die ewige Wieder­holung der Gedanken, die Tag und Nacht ihn verfolgen: des Unrechts, das Agamemnon ihm gethan, die alte Geschichte mit Aufzählung der Einzelnheiten. Patroklos möge, wenn er wolle, in seiner Rüstung den Griechen zu Hülfe eilen: aus ihn selber jedoch werde man vergeblich warten. Bewegen solle er Agamemnon, das geraubte Gut und Briseis zurückzugeben. Und dann eine Mahnung: aus dem Lager möge Patroklos die Troer vertreiben: nicht aber bis vor die Stadt sie verfolgen, weil einer der Olympier es ihn entgelten lassen könnte. Die Schisse möge er retten, dann aber zu ihm zurückkehren und Troer und Griechen einander fort morden lassen. Und als Schluß dieser un­menschlichen Gedanken ein Gebet an Zeus und Athene und Apollon:

Wenn doch, o Zeus! o Athene! o Apollon!

Nicht ein einziger Troer jetzt sich rettete Und kein einziger Grieche den Tag überlebte!

Daß wir beide, allein von Allen übrig,

Troja in Grund und Boden beide zerstörten!

Homer führt uns zu Aias zurück, der, auf feinem Schiffe stehend, er jetzt allein fast, das Schicksal der Griechen in seinen Händen trägt. Von allen Seiten ein Ziel der Speere, die im Schilde steckend ihm die Schulter beschweren, steht er da. Der Angstschweiß rinnt ihm herab. Er wankt und weicht nicht. Da kommt das Letzte: Hektor sich dicht an ihn herandrängend, haut ihm die Lanze durch, so daß der leere Stummel ohne die erzene Spitze in Aias' Faust bleibt. Jetzt erkennt er, daß die Götter im Spiele sind, und weicht zurück, und jetzt wird Feuer in das Schiss geworfen! Wir wissen, was das bedeutet. Nun aber zurück zu Achill! Die auslodernde Flamme läßt ihn plötzlich aus Augenblicke zur Vernunft kommen. Jetzt drängt er ans Patroklos ein, sich zu waffnen. Und nun wird beschrieben, wie Patroklos Achilleus' Rüstung anlegt, und wie Achill's Gespann ihn davonträgt, mit den beiden Rossen, welche Söhne des Westwinds und einer Harpyie waren, und dem dritten, in Eetion's Stadt einst erbeuteten, dessen Tod nun bald erzählt wird. Die Beute aus Andromache's Vaterstadt spielt die ganze Ilias hin­durch eine Rolle, immer wieder leise aus diese Frau hindeutend.

Bemerken wir, mit wie unvergleichlicher Feinheit Homer, als Patroklos in Achill's Waffen und auf Achill's Wagen nun dasteht, den zwischen beiden waltenden Unterschied auzeigt. Wie angegossen sitzt des Freundes Rüstung, Achill's Schwert hängt ihm über, Achill's Schild hat er am Arme, Achill's Helm bedeckt sein Haupt, nur eins rührt Patroklos nicht an: Achilleus' Lanze, die Achill allein zu schwingen vermag! Nur Homer kannte dies einzige Mittel, an dieser Stelle zu zeigen, wie weit Achill allen anderen Griechen über war.

Nun beginnt dieser die Myrmidonen zu waffnen. Endlich wieder zum Kampfe gerufen, stehen sie wie die nach Mord gierigen Wölfe da. Genau wird beschrieben was sie angeht, die Zahl ihrer Schisse, ihre Gliederung, die Namen