Ter Tod des Patroklos.

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steht die Probe nicht. Zu den Besten des griechischen Heeres kann er sortan nicht mehr gerechnet werden. Es fehlt ihm das zwingende Gefühl sür Ehre. Er braucht Jemand neben sich oder über sich, dessen Worten er sich fügt. Und er weiß das. Sehen wir, wie Homer zu Werke geht, um unserer Be­urteilung des Menelaos diese Richtung zu geben.

Wenn Maler umfangreichere Compositionen durchzuführen haben, so ver­fahren sie in der Behandlung der einzelnen Gestalten anders, als wenn es sich nur um eine oder einige wenige Figuren handelt. Kolorit und Licht und Schattengebung bieten im letzteren Falle keine Schwierigkeit, sondern erlauben, sich der Natur genau anzuschließen. Dort dagegen hängt, Was dem Einzelnen an Licht und Farbe zu Theil wird, von allgemeinen Bedingungen ab. Ebenso kann im kurzen Volksliede oder der Romanze volle Beleuchtung einzelnen Ge­stalten verliehen werden; im Epos, wo viele Gestalten ihr Recht verlangen, sichtbar zu sein, tritt ein anderes Gesetz ein. Hier muß immer Rücksicht auf das Ganze genommen werden, und nur wenn auch wir das Ganze im Auge behalten, verstehen wir das Austreten des Einzelnen hier oder dort. Zwar sind die Situationen, welche Ilias und Odyssee bieten, meist so verständlich, daß nichts zu fehlen scheint; ziehen wir sie aber so in Betracht, daß alle übrigen Situationen zugleich uns vor Augen stehen, so erweitert sich ihr Inhalt und ihre Bedeutung. In den Nibelungen würde die Erzählung des Mordes Siegsried's zu Anfang, oder der Bericht vom Untergange der Bur­gunder: am Schlüsse, gewiß auch dann seine Wirkung nicht verfehlen, wenn sie ohne Zusammenhang mit dem Uebrigen Leuten vorgetragen würden, denen der Rest des Epos unbekannt wäre. Lassen wir aber sämmtliche Ereignisse den Hintergrund bilden, so tritt dann erst die wahre Wirkung ein. Ebenso wird in Ilias und Odyssee die einzelne Scene durch das Miteinklingen der übrigen erst zur höchsten Wirkung gesteigert. Bei Volkslied und Romanze bleibt kein unaufgeklärter Rest zurück. Das von Gretchen gesungene Lied des Königs von Thule empfängt aus der Scene, in die es eingelegt worden ist, keinen Zusatz an Inhalt: es besteht und beruht aus sich. Solche kleinere Lieder dürfen mit klaren Farben wie auf Goldgrund gemalt werden und finden bei ein paar Griffen aus der Guitarre oder Clavierspiel ausreichende Begleitung. Hamlet's Monolog über den Selbstmord jedoch oder Faust's den ersten Act einleitendes Selbst­gespräch bedürfen der gesammten übrigen Tragödie. Faust und Wallenstein und der Prinz von Homburg sind complicirten Orchesterwerken zu vergleichen, bei denen das momentan eingreifende einzelne Instrument nur im Zusammen­klange mit allen übrigen wirksam wird. Und so empfängt jeder Gesang der Ilias und der Odyssee und jede Scene darin die wahre Wirkung erst in Ver­bindung mit allen übrigen Scenen und Gesängen.

Menelaos würde sich in unserm siebzehnten Gesänge von den übrigen Führern des griechischen Heeres wenig unterscheiden, wenn wir sein Auftreten ohne Erinnerung an Vorhergegangenes und Folgendes beurtheilen. Nur volks­liedmäßig sür sich angesehen, würde dieser Gesang, gleich anderen, eine An­zahl von Kämpfen enthalten, in denen Menelaos vom Glücke mehr oder weniger