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Deutsche Rundschau.
Beim siebzehnten Gesänge empfinden wir das Herannahen des Endes. Patroklos' Untergang ist das Vorspiel für Hektor's Untergang, der nun nicht mehr in der Ferne liegt. Der siebzehnte Gesang enthält im Kampfe um die Leiche des Patroklos die erste Vorbereitung der Rückkehr Achill's aus das Schlachtfeld: die Erfüllung dessen, aus das unsere Ungeduld vom Beginne der Ilias abgerichtet war. Die, welche ein zufälliges Zusammenkommen der Ilias annehmen, möchte ich fragen, ob die Wirkung des siebzehnten Gesanges denkbar sei ohne den Hinblick auf das Folgende und Vorhergegangene, ob die Aristeia des Menelaos verständlich wäre ohne Kenntniß seiner durch alle Gesänge sich merklich machenden Charaktermischung: des vornehmen Heldenthums, des ewigen Wollens, das immer wieder von Erwägungen des eignen Schicksals und von bösen Zufällen unterbrochen wird. Je mehr wir uns dem Abschlüsse des Gedichtes nähern, um so feiner wird die moralische Ausarbeitung der einzelnen Gestalten, aber nur derjenigen, aus die es dem Dichter ankommt.
Der folgende Gesang bringt das Eintreten Achill's. Die mächtigste Scene aller uns bekannten Dichtungen. Aber auch sie dann erst zu voller Wirkung gelangend, wenn die ganze Ilias als Vorspiel und Nachspiel gilt.