Heft 
(1894) 82
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Deutsche Rundschau.

Indien stammende Art ckasminium o-ran<Mol'um bestimmen. Die Blüthen duften lieblich, sind ziemlich groß, rein weiß auf ihrer Innenseite, von Außen etwas roth angehaucht. Die eigentliche Blüthenzeit beginnt erst im Juli und dauert bis in den October. Je tausend Stöcke liefern bis fünfzig Kilogramm Blüthen. Verarbeitet werden in Grasse davon bis 80 000 Kilogramm, die einen Werth von 140 000 Francs darstellen. Man entzieht den Blüthen ihren Duft durch Enfleurage; die Menge des Riechstoffes, den sie enthalten, ist aber so gering, daß man dieselbe Fettschicht bis fünfzig Mal mit neuen Blüthen bestreuen muß. Aus der Jasminpomade wird mit feinstem Weingeist Jasmin- extract gewonnen. Die geschätztesten Tafchentuchparfüms enthalten solchen Extract. Man stellt auch einbulle nMigutz au ckasmin" dar, indem man aus wollene, mit Olivenöl getränkte Zenglappen zu wiederholten Malen frische Jasminblüthen streut und dann das Oel aus ihnen ausdrückt. Dieses Jasminöl ist in Frankreich sehr beliebt.

Eine wichtige Rolle in der Parfümerie spielen auch die Blüthen der ^eoeia barneLiana, eines Bäumchens, das zu bewundern Wir im La Mortola- garten schon Gelegenheit hatten, Teaeia barnesiana wird in Grasse nur in beschränktem Maße angebaut, liefert aber immerhin 3040 000 Kilogramm Blüthen im Jahre; große Pflanzungen dieser Art finden wir in Algerien. Die kugeligen, dunkelgelben Blüthenköpfchen, dieOasswJ werden vom Sep­tember bis in den December gepflückt, wozu jedoch viel Hebung und Geschick gehört, da die Pflanzen sehr dornig sind. Der zarte, veilchenartige Duft dieser Blüthen wird durch Enfleurage sixirt. Die geronnene Essenz hat für die Zu­sammensetzung von Bouquets einen sehr hohen Werth.

Endlich darf auch die Tuberose (?o!^auUi68 tubsrosa) nicht unerwähnt bleiben, dieses zu der Familie der Amaryllideen gehörende Knollengewächs, das man bei uns wegen seines starken Duftes und seiner schönen weißen Blüthen so gerne auf Blumentischen und in Blumensträußen sieht. Die Pflanze stammt aus Centralamerika; wir bekommen sie meist nur mit den ge­füllten Weißen Blüthen zu sehen, die besonders kräftig am Abend duften, wie es denn überhaupt eine weit verbreitete Erscheinung ist, daß Blüthen nicht um alle Tageszeiten gleich starken Dust verbreiten. Wer wird nicht bemerkt haben, daß die Daturen und Nicotianen, die Nachtviolen (llespeiis nmtroimlis), die langblumige Wunderblume (Niradllw longiüora) unserer Gärten am Tage fast gar nicht riechen, am Abend aber einen durchdringenden Duft aushauchen. Umgekehrt duften Seerose (^Jmplmea alba), die Kürbisblüthe (Oueurbita ?6po), die Ackerwinde (Oonvolvulus arvensw) nur am Tage. Ein solches Verhalten hat für diese Pflanzen Bedeutung, sie duften bei Nacht oder am Tage, je nachdem sie Nacht- oder Tagesinsecten zur Uebertragung ihres Blüthenstaubes brauchen. Sehr viele Tuberoseblüthen gehören dazu, um ein wenig Fett mit ihrem Dust zu sättigen; daher auch dieser Extract, wie so viele andere seine Parfüms, hoch im Preise steht. Bei uns könnte man den spanischen Flieder (Lzn'inM vulgaris), statt der Tuberose verwenden, um ein sehr ähnliches Parfüm zu gewinnen, denn das Fett entzieht dem Flieder einen ganz entsprechenden Wohlgeruch.