Botanische Streifzüge an der Riviera.
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Es sind nicht die als Parfüme anerkannten Pflanzendufte allein, deren sich die Parfümerie zu ihren Zwecken bedient. So kommt für manche Erzeugnisse auffälliger Weife der Gurkengeruch in Betracht. Man stellt zu diesem Zwecke eine Essenz her, und zwar indem man über frisch geschnittenen Gurkenscheiben mehrmals denselben Alkohol destillirt. Mit solcher Essenz wird Cold- cream parfümirt und erhält durch dieselbe das frische Aroma, welches man an dieser Salbe schätzt.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß ein ätherisches Oel auch aus dem Knoblauch durch Destillation gewonnen wird. Dieses Oel dient nun freilich nicht zum Parsümiren, so sehr man das auch manchmal in Südeuropa oder im Orient glauben könnte; Wohl aber wird es innerlich als Mittel gegen Würmer eingenommen. Die Firma Schimmel & Co., welche dieses, sowie überhaupt fast alle flüchtigen Oele, die irgend welche Anwendung gesunden haben, herstellt, empfiehlt das Knoblauchöl auch als Küchengewürz. Von dem concentrirten Duft dieses lieblichen Oeles wird man sich eine Vorstellung machen, wenn man sein Verhältniß zum Knoblauch selber erwägt: aus sechzehn Kilogramm Knoblauch werden nur zehn Gramm Oel gewonnen!
Hingegen spielen Aetzammoniak, der sogenannte Salmiakgeist, und kohlensaures Ammoniak, trotz ihres ätzenden Geruchs in der Parfümerie eine nicht unwichtige Rolle. Sie dienen zur Herstellung der parfümirten Riechsalze. Auch der Geruch des Schnupftabaks rührt vornehmlich vom Ammoniak her, außerdem werden die Schnupftabake häufig noch mit andern wohlriechenden Körpern aromatisirt. Nicht minder wird Essigsäure in der Parfümerie verwendet und ihre Eigenschaft, ätherische Oele zu lösen, benutzt, um parsümirte Essige darzustellen.
XIV.
Die ätherischen Oele wirken wie Gifte auf unfern Körper ein, wenn sie innerlich in großen Dosen oder zu häufig eingenommen werden. Daher auch der Mißbrauch mancher Liqueure nicht allein durch den Alkohol, den sie enthalten, sondern auch durch die flüchtigen Oele, mit denen sie parfümirt sind, nachtheilige Folgen bringt. Geradezu gefährlich kann das Kölnische Wasser werden, Wenn es getrunken wird. Der Arzt kommt oft nur durch Zufall dahinter, daß eine solche stille, geheim gehaltene Neigung bei seiner Patientin die Ursache der räthselhasten Krankheitserscheinungen ist. — Viele, doch bei Weitem nicht alle flüchtigen Oele wirken, innerlich verordnet, antiseptisch, und werden besser von unserem Körper als von den niedrigen Organismen ertragen, die es oft in unserem Körper zu bekämpfen gilt. Daher die Benutzung mancher flüchtigen Oele zu ärztlichen Zwecken. — Die flüchtigen Oele nehmen Sauerstoff aus der Luft auf und erfahren dabei eine Oxydation. Bei manchen dieser Oele verläuft der Oxydationsvorgang sehr rasch und zwar um so rascher, je feiner sie in der Luft vertheilt werden. Licht und Feuchtigkeit fördern diesen Vorgang, bei welchem in der Luft das gasförmige Ozon oder das gleich wirksame flüssige Wasserstoffsuperoxyd entstehen. Ihnen ist der belebende Einfluß zuzuschreiben, den weingeistige Lösungen von flüchtigen Oelen, im
Deutsche Rundschau. XXI, 6. 26