Heft 
(1894) 82
Seite
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Aus Karl Friedrich Reinhard'?' Leben.

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so schwerer Widerwärtigkeiten Ihrer Vaterstadt getrübt werden. Wie gerne wollt' ich auch um Ihretwillen etwas zur Linderung beitragen, wenn ich's vermöchte! Aber eben nach Allem, was ich gesagt und gethan habe, legt mir für jetzt die Klugheit und die Besorgniß, zu schaden statt zu nützen, ein gänzliches Stillschweigen auf."

Wie der alte Reimarus, war auch Villers ein unermüdlich klagender An­walt der Städte. Reinhard hatte zwar gleich nach Schluß der Hamburger Conferenzen Villers herzlich für seine Mitwirkung gedankt:In diesem Falle wie in so vielen anderen sind Sie der würdige Mittelsmann zwischen Frankreich und Deutschland gewesen." Aber es machte sich doch jetzt eine Verschiedenheit des Standpunktes beider Männer geltend, von denen der geborene Franzose von der Selbständigkeit der Städte möglichst viel zu retten suchte, der geborene Deutsche den Willen Napoleon's zu vollstrecken, das unerbittliche System zu vertheidigen hatte. Villers übersetzte jene Schrift des Professors Reimarus ins Französische und erfuhr nun gleichfalls den Tadel Reinhard's.Was Sie ge­macht haben, war ein recht unglücklicher Schritt, der nicht in diese Welt paßte. Glauben Sie mir, wenn man sich in Dinge dieser Art mischt, thut man nur Schaden, und die gute Absicht absolvirt nicht immer." Reinhard klagt in den Briefen dieser Zeit nicht selten über den unvorsichtigen Eifer, die Leichtgläubigkeit und die angeborene Weltunkunde des Freundes, dem er gleichwohl von Herzen gut blieb und ein hülsreicher Beschützer, als Villers sich durch den mit eiserner Tyrannei in Norddeutschland schaltenden Marschall Davoust den quälendsten Verfolgungen ausgesetzt sah.

(Schluß des Artikels im nächsten Hefte.)